Schach - Spieltag 6

Was für eine Klatsche!

Wenn das mal keine Klatsche war! Heieiei, da muss ich weit zurück denken. Haben wir das jemals erlebt? Nicht dass ich wüsste! Ich hoffe, mich trügen meine Erinnerungen nicht, aber mit einer 7 ½:½ heimzufahren, das ist uns noch nicht passiert. Somit die höchste Niederlage. Das tat richtig weh! V. a. wenn man sich die Partien ansieht. Da geh ich als „leuchtendes“ Beispiel voran. Solch eine Partie wie an diesem Tag ist mir wohl noch nicht untergekommen. Aber wir lassen den Chronisten seine Pflicht tun und greifen ihm nicht vor.

Andreas Kurzack greift wieder einmal in die englische Kiste, profitiert davon, dass Schwarz nach c4 Sf6, Sc3 d5, g3 nicht mit d5-d4 die Initiative ergreift, und kann sich in der – heute recht ruhigen – englischen See solide entwickeln. Nur dass dem eigenen schwarzfeldrigen Läufer das Mitwirken am Spielen durch e2-e3 an diesem Tag verwehrt bleiben wird, das ist schon bemerkenswert. Der Läufer muss an diesem Tag auf seinen „Asbach uralt“ verzichten, denn wie lautete der einstige Kultwerbeslogan: „Wenn einem also Gutes widerfährt, das ist schon einen Asbach Uralt wert!“ Und dem Läufer passiert an diesem Tage gar nix Gutes. Er wird in seiner Startbox verharren, über dessen Ränder sehnsüchtig hinausblicken, am frischen Duft der freien englischen See schnuppern, mit Füßen scharren, endlich losgelassen zu werden, zu wiehern, dass einem das Herz übergeht, aber ….. sein Herr wird ihm immer wieder nur die Maske über’s Gesicht ziehen, ihm ruhig zureden, aber ihn im Stall belassen. Und das fast 40 Züge lang…. Armes Läufer…Das ist wahrlich ein bitteres Schicksal. Lange durfte er aber hoffen, trotz des Bauern auf e3. Andreas öffnet ihm die Möglichkeit, auf b2, später dann a3, ins Spiel einzugreifen, während  sich seine anderen Figuren durchaus geschickt auf dem Feld bewegen. Leider hat wohl im 14. Zug Andreas‘ Kurzsichtigkeit die Oberhand gewonnen, als er mit h2-h3 den Läufer g4 vertreiben will. Doch dieser ward just im Zug davor durch einen Damenausfallschritt Dd8-c8 in seiner Wirkung verstärkt worden. H2-h3 hat einfach Lg4xh3 zur Folge und nun hat Andreas spürbare Schwierigkeiten. Der Bauer ist weg und der Läufer auf c1 jammert weiter vor sich hin. Selbst so eine Idee wie Lc1-d2-e1-f2 zum Zwecke der Stärkung der schon recht malträtierten Königsburg ist wohl unausreichend.

Tobias sieht sich mit seinen eigenen Waffen konfrontiert. Ist er doch sonst derjenige, der nur allzu gerne mittels Manöver Lc4, Sg1-f3-g5 das schwächste Feld/das kümmerlichste Bäuerchen auf f7 sofort unter Beschuss nimmt. Da sollte man wissen, wie man sich als Schwarzer dagegen verteidigt. Also Tobias, das werden wir im nächsten Training uns näher ansehen. Wehe Du drückst Dich vor dem Training! Statt also durch die Läuferentwicklung Lf8-c5 Sf3-g5 ins Leere laufen zu lassen, da 0-0 dem ganzen weißen Manöver den Wind aus den Segeln nähme, sieht er sich nach d7-d6 bzw. Sf3-g5 eben zu Lc8-e6 genötigt, was nach Sg5xLe6, f7xSe6 und Lc4xe6 nicht nur einen Bauernverlust zur Folge hat sondern nach Dd8-e7 zwecks Läufervertreibung den eigenen Lf8 einsperrt. Komisch, irgendwie mögen wir heute unseren schwarzfeldrigen Läufern das Mitspielen nicht gönnen…Trotzdem bewegt sich Tobias‘ Stellung noch im Remisbereich, da sich die Tendenz – v. a. nach dem Damentausch – abzeichnet, am Ende evtl. mit ungleichfarbigen Läufern das Endspiel zu bestreiten.

Warum spielt man als Schwarzer eigentlich Caro-Kann und nicht Französisch? Richtig! Um dem sonst schwerer entwickelbaren (Man höre und staune weißfeldrigen) Läufer schneller entwickeln zu können und dann erst e7-e6 zu ziehen. Aber heute mögen wir unsere Läufer nicht. Auch Sebastian versperrt ihm mittels e7-e6 die Freiheit und muss dies später umständlich durch a7-a6 und b7-b5 kompensieren, sodass der Läufer endlich im 15. Zug nach b7 ziehen kann. Und was denkt Ihr, wie viele Züge er in dieser Partie noch absolvieren wird? Wetten werden angenommen. Die Quote beträgt 10:1, dass Ihr die richtige Zahl tippen werdet! Bis dahin entwickelt sich ein ausgeglichenes Spiel. Beide agieren vor- und umsichtig. Die weißen Figuren stehen aktiver, haben mehr Raum und Zeig zu agieren, da ihnen ihr Vorposten auf e5, ein tapferer Bauer, Sebastians Figuren vom Leib hält. Aber den schwarzen Verteidigungsriegel zu durchbrechen, wird auch nicht einfach werden. Sebastian steht mindestens sehr solide. Das sieht sehr nach Remis aus.

Als mit Abstand kreativster Spieler in unseren Reihen entwickelt sich immer mehr Heiko. Zusammen mit seinem stetig wachsenden risikoärmeren Spiel macht sich das immer mehr bemerkbar. Auch wenn sich das noch nicht wirklich im Ergebnis niederschlägt, lange wird das nicht mehr dauern. Oder wer von uns würde schon auf die Idee kommen, nach d2-d4 d7-d5, Sg1-f3 Lc8-f5, c2-c4 Sg8-f6 und Dd1-b3 Lf5-e4 (statt b7-b6) zu ziehen? Der Gegner wohl auch nicht und so entwickelt sich ein typisches Heiko-Spiel. Eine Strategie/einen Plan kann man bei Heiko nicht wirklich erkennen. Leider erkennt er allerdings auch noch zu wenig die taktischen „Fallstricke“. Und auch den rechten Moment für 0-0 verpasst er. Das hat in einem unglücklichen Moment zur Folge, dass Weiß mittels Dd3-b5+ den schwarzen Bd5 zweimal bedrohen und so erobern kann. Nicht nur den Bauern sondern auch noch Sd7. Als Heiko 0-0 zieht und so den – von Turm und Dame – zweifach bedrohten Springer des Königs Schutz entzieht, fällt dieser Springer mehr oder weniger ersatzlos. Da rächt sich einfach, vorzeitig auf dem Damenflügel mittels b7-b5 für Wuhling zu sorgen. Entwicklung auf dem Königsflügel wäre empfehlenswerter gewesen. So ist die Partie quasi nach 15 Zügen bereits verloren.

Haben wir mit Heiko in Sachen Kreativität den absoluten Spitzenreiter in unseren Reihen, hat sich Michael den Titel „Mitschreiber mit der am wenigsten nachspielbaren Mitschrift“ erschrieben. Bereits im 10. Zug fängt dies an, setzt sich im 11. Zug fort, um ab dem 15. Zug kann die fragmentierte „Notation“ mehr ratender als leserlich nachvollzogen werden. Leider bietet Windows nur ein Defragmentierungsprogramm für zerstückelte Dateien an, aber für eine fragmentierte Notationen einer Schachpartie – dafür sollte mal ein Programm entwickelt werden. Kauf ich sofort! So ist das Geschehen wieder einmal nur bruchstückhaft – Mischung aus (m)einem brüchigen Gedächtnis und der runenhaften Mitschrift Michaelas – schilder- und kommentierbar. Gegen Meister Liebler aus Erlenbach eh nicht einfach. Aber Michael startet fulminant und lässt Schwarz anfänglich und mittendrin kaum zur Entfaltung kommen. Schwarz sieht sich zu unerwünschten Manövern gezwungen, greift nach 0-0 und Michaels Lc1-g5 zu f7-f6, was Michael durch Lb3+ (Von welchem Feld er auch immer auftaucht; Lf1-b5 ward geschrieben und dann dessen nächster Zug ist Lb3+. Ein Wunder!) Vorteil verschafft. Michael steht nach ca. 15 Zügen mind. leicht vorteilhaft. Kann er diesmal den Bann brechen und seinen Vorteil bis ins Ziel retten?

Christian wird sich an diesem Tag mehr als einmal in den englischen Arsch gebissen haben. Genauso wie die Briten ohne Not den Brexit gewählt haben, verlässt auch er den sicheren Remishafen und ergreift just in dem Moment, in dem er auf den Siegeskanal abbiegen kann, die Chance, sich auf’s offene Meer der Unwägbarkeiten hinaus zu wagen, in der Hoffnung (die schon vor hunderten von Jahren tapfere Seeleute getrogen hat), dass irgendwo da draußen jenseits des Atlantiks fruchtbares und siegbringendes Land zu finden sein wird. Zunächst schippern beide Kapitäne in ruhigen Gewässern der englischen Synchronisation. C2-c4 c7-c5, Sb1-c3 Sb8-c6 usw. So geht es inkl. des 7. Zuges. Spiegelschach in Perfektion Dann versuchen beide, ihren jeweils noch verbliebenen Springer im Zentrum auf e4 und d4 (oder auch mal d5) zu verankern. Mal abwarten, wer letztendlich das Zentrum zu seinem Refugium erklären wird.

Herbert sich mit einem meiner Doubles konfrontiert. Wird ihm doch auf seine englische Eröffnung mit der meinerseits so beliebten e7-e5/f7-f5 Erwiderung begegnet. Scheint ihn nicht zu beeindrucken, denn er lässt mit e5-e4 einen Stachelzug zu, der Schwarz nachhaltig die Kontrolle über e4 sichert. Nachdem Schwarz auch noch die weißfeldrigen Läufer abtauscht, muss sich Schwarz dauerhaft keine Sorgen mehr machen. Weiß hat drei Bauerninseln + Doppelbauern, während Schwarz nur zwei Bauerninseln und keinen Doppelbauern besitzt. Die schwarze Bauernstruktur ist einfach gesünder. Aber wer weiß, was Herbert noch so einfallen wird. Gegen Zellingen hat er ja gezeigt, wozu er im Stande ist!

Und ich?! Ich spiele mit Weiß meine beste Partie seit langem. Seit sehr langem! Allerdings nur bis zum 24. Zug. Ich Simpel! So eine schöne Partie! Abgelehntes Königsgambit! Ich profitiere davon, dass mein Gegner sich anfangs selber schwächt. Er möchte wohl am Damenflügel aktiv werden und dafür ist Sc6-d4 meist eine gute Idee. Meist ist aber nicht immer! Diesmal ist nicht immer. Also Lb5xLd7+ Sf6xLd7, Sf3xSd4 c5xSd4, Sc3-e2 und Schwarz muss zu c7-c5 greifen, um den Bauern zu retten. Schöner Doppelbauer auf d4/d6. Und ich bekomme Zeit und Raum, auf dem Königsflügel mir Vorteile zu erobern, räumliche Vorteile. Mein Springer ist ein Traum, gelangt über f5 und g7-g6 nach h6, mein Turm nach h3. Und nachdem ich mit meinem 18. Zug Lc1-d2 meine Entwicklung abschließen kann (Keine Sorge, mein Läufer wird noch eine tragende Rolle spielen!), ist meine Stellung schon spürbar vorteilhaft. 

Andreas kämpft derweil um ein Remis. Als besonders schmerzhafter Stachel in seinem Fleische erweist sich der der schwarze (Mehr-) Bauer auf e4. Andreas versucht durch Turmmanöver, diesen Bauern zurück zu erobern. Und Schwarz scheint wohl die Wichtigkeit und Stärke ebenjenes Bauern zu unterschätzen. Ansonsten hätte er wohl seinen Springer gen f6 stolpern lassen. Aber das tut er nicht und so kann Andreas jenen schwarzen Helden eliminieren und zurück gewinnen. Er befindet sich also im Remishafen, doch nicht lange. E5-e6 bläst zum Angriff, einem heroischen Angriff. Dieser Bauernsturm sollte genauso erfolgreich werden, wie die Angriffe der Bauern im 1525 gegen die Würzburger Feste. Aber naja gut, der Angriff wird zum Angriffchen. Kostet einen Bauern und fällt rasch in sich zusammen. Wenige Züge später – nach Rückgewinnung des Bauernopfers einigen sich die beiden auf ein Remis zu ½:½.

Bei Tobias sieht es trotz des Minusbauern mittlerweile immer noch haltbar aus. Wäre auch zu heftig, wäre Tobias‘ Mindesthaltbarkeitsdatum schon überschritten… Die Remischancen sind gestiegen, da tatsächlich ungleichfarbige Läufer als einziges Offizierspaar neben allen Türmen – auf dem Brett agieren. Also stets die eigenen Reihen geschlossen, die eigenen Figuren in Sichtweite gehalten und die Linien unter Kontrolle halten. Gelingt halt nicht ganz. Auf dem Damenflügel entstehen auf den a- und c-Linien jeweils zwei Isolani, aber alles kein Problem. Noch kein Problem. Kein Problem, bis sich Tobias‘ Turm nicht an die zweite der vorgenannten Richtlinien hält. Mittels Tc3-a3 entfernt er sich (zu) weit weg von seinem schwarzfeldrigen Läufer. Der weißfeldrige weiße Läufer steht auf f7 brutal gut und nimmt dem König die Felder, um seinem Läufer schützend die Arme umzulegen. Und dadurch legt er seinen Läufer um. C4-c5+ nach Tc3-a3 erfordert Kd6xc5 und nun kann der kurz zuvor auf der geöffneten b-Linie nach b7 geeilte Turm den schutzlosen Le7 erobern. Diesem Läufer erging es also noch schlechter als vorher Andreas‘. Tobias‘ Läufer durfte 1 (!) – in Worten einen einzigen, einen allereinzigsten – Zug machen, bevor er auf seinem Rast- und Schlaffeld dem Feind zum Opfer fiel. Arme schwarzfeldrigen Läufer heute. Jedenfalls versucht Tobias noch, das Unmögliche möglich zu machen und den Gegner in eine Pattfalle zu locken. Aber diesen Gefallen tut der Erlenbacher ihm – im Gegensatz zum Rienecker – nicht und so geht Erlenbach nach gut 2 Stunden mit 1 ½:½ in Führung.

Sebastians so ausgeglichene Stellung gerät rasch ins Schwanken. Just in den Moment, in dem Sebastian die Initiative ergreifen möchte, rächt sich die zuvor noch gelobte Läuferentwicklung nach b7. Weil, was hat jeder Zug zur Folge? Richtig! Er stärkt mind. ein anderes Feld und schwächt gleichzeitig mind. ein anderes Feld bzw. einen Kameraden. In diesem Fall verliert der wichtige Bauer auf e6 durch ebenjenes Lc8-b7 einen schützenden Gefährten und als Sebastian versucht, den gegnerischen Dorn in seinem Auge (Bauer auf e5) mittels f7-f6 zu befragen, rächt sich Lc8-b7 immens. Die bessere Idee stattdessen wäre d5-d4 (droht d4-d3 mit Figurengewinn), gefolgt von c3xd4 und Dd8xd4+. Aber so nimmt das Schicksal seinen Lauf. Mittels b2-b4 vertreibt Weiß den letzten schwarzen Schutzpatron – Sc5, tauscht auf f6 und lässt die weiße Königin krachend mit De2xe6+ die schwarze Bastion zerbersten. Nun kann Weiß in aller Ruhe auf der Diagonalen b1-h7 mit Dame und Läufer permanent eine Mattdrohung am Leben halten und so das schwarze Sterben genüsslich

Tabelle

Kreisliga 2018/2019, 06. Spieltag  – 03. Februar 2019

 

SV Germania Erlenbach (1587) 7,5 - 0,5 TSV Lengfeld/Schernau (1403)

Erich Gloß (1722) 1 - 0 Matthias Hofmann (1727)

Thomas Hettinger (1679) 1 - 0 Christian Göpfert (1379)

Jürgen Liebler (1707) 1 - 0 Michael Eyring (1506)

Markus Rauth (1631) 1 - 0 Sebastian Kraft (1302)

Dr. Carsten Pohl (1570) 1 - 0 Herbert Pröstler (1433)

Gerhard Pfister (1526) 1 - 0 Heiko Mekl (1314)

Sven Reitmeier (1452) ½ - ½ Andreas Kurzack (1255)

Reinhold Schubert (1403) 1 - 0 Tobias Neumann (1307)

 

TSV Rottendorf III 0 - 8 ESV Gemünden

FEIGLING 0 - 1 unbesetzt

FEIGLING 0 - 1 unbesetzt

FEIGLING 0 - 1 unbesetzt

FEIGLING 0 - 1 unbesetzt

FEIGLING 0 - 1 unbesetzt

FEIGLING 0 - 1 unbesetzt

FEIGLING 0 - 1 unbesetzt

FEIGLING 0 - 1 unbesetzt

 

SC Kitzingen III (1650) 5,5 - 2,5 Spvgg Stetten III (1550)

Tobias Volkamer (1822) ½ - ½ Sascha Steiner (1807)

Moritz Basel (1684) 1 - 0 Thomas Kunert (1688)

Bernd Buchinger (1625) 1 - 0 Hermann Mehling (1712)

Martin Kwossek (1613) ½ - ½ Andreas Gerhard (1439)

Roland Schleicher (1633) 1 - 0 Alfons Krebs (1439)

Ralph Müller (1560) ½ - ½ Reiner Zink (1459)

Rolf Wenkheimer (1611) 1 - 0 Luca Steiner (1367)

Ahmed Alissa 1 - 0 Kai Öhring (1346)

 

Zellingen/Erlabrunn (1464) 2 - 6 SK Arnstein (1441)

Stefan Herrmann (1666) ½ - ½ Christoph Staat (1721)

Günther Haßler (1613) 0 - 1 Joseph Schirmacher (1715)

Lorenz Hebig (1577) 0 - 1 Konrad Wilm (1626)

Hermann Porsch (1535) ½ - ½ Katharina Senft (1329)

Manfred Maiwald (1408) 0 - 1 Roland Knote (1387)

Oliver Karch (1367) 0 - 1 Patrick Mirring (1389)

Michael Peter (1367) ½ - ½ Dominic Machau (1298)

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