Schach - Spieltag 5

Sieg! Wir haben gesiegt!!!

Was soll man dazu sagen?! Ausgerechnet gegen den Aufsteiger und seinerzeitigen Tabellenführer Zellingen/Erlabrunn gelingt uns der erste Saisonsieg. Und der ist auch noch verdient. Mit Ausnahme einer kurzen Phase liefen wir zumindest nie Gefahr, den Wettkampf zu verlieren. Ein Remis war immer „sicher“, dessen war ich mir stets sicher (Es hat auch seine Vorteile, kann man das Geschehen relativ entspannt verfolgen, weil die eigene Partie beendet ist).

Schließlich kommt es an diesem Tag das erste Mal seit Urzeiten vor, dass ich als Erster meine Partie beende und so die anderen Partien verfolgen und bzgl. Remis- und Gewinnchancen besser einschätzen kann. Meine Partie beginnt à la Thomas Rundé mit 1. d2-d4 d7-d5, 2. Sg1-f3 Lc8-f5. Habe ich schon öfters gespielt. Führe den Zug aus und denke mir: „Was mach ich eigentlich, falls er jetzt Sf3-h4 spielt.“ Ist mir in einer Turnierpartie noch nie untergekommen. Ein Thomas Rundé zöge sein gewohntes Lc1-g5, aber man kann sich auch auf nix mehr verlassen. Zieht er doch tatsächlich Sf3-h4. Und ich will mich nicht gleich wieder zurückziehen oder mir einen Doppelbauern verpassen lassen. Also nach kurzer Überlegung Dd8-d7. Schwuppdiwupp verabschieden sich Läufer und Springer auf f5. Es folgt e2-e3 nebst Sg8-f6 und nach Lf1-d3 Df5-g4 rochiert Weiß. Und nach dem Damentausch auf d1 kehrt erstmal Ruhe auf dem Brett ein. Erstes Ziel meinerseits erreicht: ausgeglichene Stellung. 

In einer italienisch geführten Partie scheint Tobias (und auch sein Gegner) in einem Ferrari zu sitzen. So schnell blitzen sie. Insgesamt 44 Züge, sprich 87 Halbzüge innerhalb 58 Minuten – inkl. Notation. Das entspricht pro Halbzug eine sog. Bedenkzeit von ²/3 Minuten = 40 Sekunden! Nun ja, die Jugend hat es ja allermeist eilig. Und das scheint Tobias in einer seiner Lieblingsanfänge wieder einmal zu gelingen: nach 6 Zügen steht seine halbe Streitmacht auf c4 (Läufer), g5 (Springer) und f3 (Dame). Voll fokussiert, auf/über f7 seinen Gegner ins Elend zu stürzen. Der wehrt sich mittels Lc8-e6, was nach einem kleinen Massaker auf e6 bzw. f6 einen Gewinn eines gegnerischen Bauern für Tobias bedeutet.

Heikos Eröffnungsmanöver entwickeln sich. War es anfangs meist ein wildes Durcheinander ohne ersichtliche Struktur, versucht er mittlerweile, doch eine stabile und strategisch sinnvolle Entwicklung an den Tag zu legen. Die Englische Eröffnung hat es ihm wohl besonders angetan; in diesem Fall gegen das Königs-Fianchetto. Er fianchettiert beide Läufer (hört sich fast so an wie er filetiert sie ☺), sieht fasziniert zu, wie Schwarz seinen Damenspringer über d7, c5, a6, c7 bis schließlich nach e6 treibt. Gut, dass Heiko mittlerweile auch erkannt hat, dass nicht nur Materialvorteil sondern die Herrschaft über die wichtig(st)en Zentrumsfelder wichtig ist. Se6 schielt nach d4, also muss da gegengehalten werden – sehr gut! Der Bauernvorstoß nach e5 kommt zwar bisl früh, aber Schwarz findet nicht den rechten Gegenzug. So kann man den Bauern mittels f2-f4 unterbauern ☺. Das sieht richtig gut aus! 

Die meisten Nerven kostet an diesem Tag Andreas‘ Partie. Ein ewiges Auf und Ab; nach der Eröffnung – wie so üblich in Lengfeld – mit leichtem Vorteil wird der Vorteil im Mittelspiel leichtfertig verhunzt, um dann auch mal von einem Fehler des Gegners zu profitieren, um dann festzustellen, dass es mitunter immer noch am schwersten ist, eine gewonnene Partie zu gewinnen… Andreas sieht sich als Schwarzer mit einer Abart der Wiener Partie konfrontiert. Sollte ihm ja bisl bekannt vorkommen, spiele ich das auch ganz gerne. Andreas kontert den weißen Vorwärtsdrang mit Gegenmanövern auf dem Damenflügel. Nachdem Dd1-f3 Andreas zu Sc6-d4 ermutigt, folgt Raumgewinn auf dem Damenflügel eben mit c7-c6, b7-b5, gar a7-a5. Nach Vollendung der Entwicklung steht Andreas mindestens ausgeglichen, wenn nicht sogar besser, da Weiß Bauernschwächen auf dem Damenflügel hat. Just denk ich mir das, passiert Andreas‘ erstes Malheur. C3xb4, während sich die Königinnen – beide ungeschützt auf c2 und c7 - gegenüber „thronen“ (Nennt man das dann auch schon „Games of thrones??? ☺). Jedenfalls bringt sich Andreas selber tüchtig in Schwulitäten, als er nach c3xb4 die logische Abfolge (a5xb4, Ld2xb4 La6xd3, Dc2xLd3 nebst c5xLb4) ein wenig abkürzt und sofort La6xd3 zieht. Folge: Dc2xLd3 und Andreas muss durch einen Mehrbauern den Läuferverlust ausgleichen. Schwieriges Unterfangen! Zum Glück wird Weiß wohl ein wenig (zu) optimistisch und opfert seinen Läufer mittels Ld2xh6 zurück. In der Hoffnung/Annahme, dass er mittels Dame und Springer (Der Teufelskerl hat auf f5/h6 gleich zwei Traumställe gefunden. Da lässt er sich nicht mehr vertreiben.) einen heroischen Sieg davonreiten kann. Und Andreas tut ihm auch noch den Gefallen und lädt ihn mittels Sf6xe4 zu einem dreizügigen Matt ein. Wie er sich da wieder herauswindet, folgt nach einer kurzen Unterbrechung. Bleiben Sie dran. Es folgt nur ein Spot! … 

Christian hat es mit Stefan Herrmann zu tun; gegen ihn hatte ich auch schon öfters das Vergnügen. Ein erfahrener Positionsspieler. Keiner, der rabiates Säbelschach spielt. Eher einer, der das Florett zu führen weiß. Ihn darf man nicht in einen positionellen Vorteil geraten lassen. Das kann er ausnutzen. Was er nicht so mag, sind die offenen Spiele. Und Christian kann ihn im geschlossenen Sizilianisch-System anfangs auch in Schach halten. Aber ein taktischer Fehler unterläuft ihm. In diesem System hat der die besseren Chancen, der die f-Linie kontrolliert, dessen f-Bauer das Druckmittel ist. Weiß will irgendwann zu f4-f5 kommen, am besten noch zu f5-f6. Die Bauernphalanx e4 und f4 ist stark. Diese aufzulösen sollte man nur, wenn f4-f5 möglich ist. Sf3-h4 wäre im 10. Zug die Devise für Christian, nicht De1-h4. So kommt Schwarz zu f7-f5 und Christian sieht sich später zu e4-e5 gezwungen. Der Anfang vom Ende.

Michael darf sich mit Günther Haßler messen – ein französisch-Nimzowitsch-Duell auf Augenhöhe. Eine Variante, die für Schwarz bedeutet, nicht zu viel Risiko einzugehen, aber auch nicht in Passivität zu erstarren. Viele schöne Manöver sind möglich. Wobei Michael unter dem oft vorkommenden Dilemma des nur schwer zu entwickelnden weißfeldrigen Läufers „leidet“. Nach 20 Zügen sieht man das deutlich. Michael hat 2 Türme, einen Läufer, die Dame und den König auf der 8. Reihe; nur ein Springer gelangt bis auf Reihe 6 hin und wieder vor, während Weiß sich mit langsamen Schritten via Bauern auf g4, f4, e5, Ld4, Dd3 und Ta5 auf beiden Flügeln vorarbeitet. Aber die Stellung ist ausgeglichen, v. a. als Michael einen Turm abtauschen und so seine Bauernkette auf dem Damenflügel wieder vereint.

Dass ich das noch erleben darf! Dass ich das nochmal sagen darf! Wie lange spielt Herbert jetzt bei/mit uns? 6 Jahre besteht jetzt die Spielgemeinschaft und im Wettkampf gegen seine (zum Teil) ehemaligen Mannschaftskollegen zeigt er seit langer, laaanger, laaaaaaaanger Zeit seine beste Partie! Und das mit Schwarz! Wahnsinn, Herbert! Waaahnsinn!!! Sein Gegner Manfred Maiwald, ein wahrlich erfahrener Haudegen, sollte an diesem Tag in der sizilianischen Rossolimo-Variante kein Land sehen, nicht einmal einen einzigen Kieselstrand am Strand jenes Landes, das er erreichen wollte. Mit ausschlaggebend dafür war wohl das unnötige und zeitraubende weiße Springermanöver Sb1-a3-c2, um b2-b4 durchzusetzen. Da ist Herbert einfach schneller und hält mit b7-b5 direkt dagegen. Der Damenflügel gehört Herbert, dann besetzt er das Zentrum mit d6-d5. Schön anzusehen, die drei Bauern von b-d5. Dann gibt Weiß einfach einen Bauern auf e5 kompensationslos her – so kann es weiter gehen. Und als dann noch e7-e5 die Bauernwalze in Perfektion vollenden, kann nix mehr schief gehen.

Dass man auch mit einem Nichtangriffspakt gewinnen bzw. verlieren kann, erlebt Sebastian in seinem Spiel. Gegen Hermann Porsch muss er sich mit Caro-Kann auseinander setzen. Macht das grundsolide, muss aber feststellen, dass er mit jedem Abtausch es sich selber schwerer macht, aktiv das Spiel zu gestalten. So hat Schwarz leichtes Spiel, sich sorgenfrei zu entwickeln. Einzig der Doppelbauer auf g6/g7 könnte Schwarz auf Sicht Sorgen machen, allerdings auf ganz langer Sicht erst. Bisl Spannung kommt auf, als beide 0-0-0. Schwarz versucht tatsächlich, seinen Th8 über h5 nach b5 überführend, Druck auf dem Damenflügel aufzubauen. Eine leise Drohung erblickt das Lebenslicht – der gefesselte Bb2. Aber nachdem die beiden letzten Offiziere getauscht werden, sollte das Schwerfigurenendspiel ein sicheres Remis werden – wer gewinnen will, verliert!

Meine Partie entwickelt sich nicht wirklich. Zwar versucht Weiß, einen Entwicklungsvorsprung bzw. Raumvorteil zu kreieren. Aber wenn man dann permanent abtauscht und so die Schärfe aus dem Spiel nimmt, darf man sich nicht wundern, wenn das Spiel so dahin plätschert. In dem Moment, als ich ihm dann Remis – auf Grund des sich abzeichnenden Gewinns Tobias‘ bzw. Andreas‘ - anbiete, hat er noch das Läuferpaar, zwei vermeintlich dominante Bauern auf d4 und c4 nebst den Türmen auf der Grundreihe gegenüber meinem ähnlichen Material (Springer + Läufer) und „Vor-“p(f)osten auf e6 und c6. Er sähe keinen klaren Gewinnweg mehr und deswegen nähme er das Remis an. Dass das Remis letztendlich entscheidend für den Mannschaftssieg werden sollte, war da nicht abzusehen. Es steht also ½ - ½.

Nach Tobias‘ Bauerngewinn schweben die sog. Leichtfiguren tänzelnd über‘s Brett, verleiben sich gegenseitig ein, Springer bedrohen auf beiden Seite die gegnerischen Türme auf der a-Linie, um dann doch ob des wilden Durcheinanders der Springerhoppserei mal den schwarzen König beruhigend auf das Spielgeschehen einwirken lassen zu wollen. Nach dem Motto: mein Springer bedroht deinen Turm, mein Bauer deinen Springer, dann nehme ich mir als Herrscher der schwarzen Mächte mal das zweite gegnerischen Ross vor bzw. auf die Hörner. Da muss doch ein satter Gewinn übrig bleiben. Aber das war wieder mal ein Fall von „Denkste!“, da eben jenes Ross wie beim Dressurreiten eine kleine Pirouette gen c7 an den Tag legt und so den zweiten Turm bedroht. Konsequenz: Tobias baut den Materialvorteil aus und erobert letztendlich eine Leichtfigur und sollte mit einem Mehrläufer bzw. –bauer den Sieg einfahren. Die restlichen 25 Züge bis zum Mattzug werden geblitztdingst. Nach einer Stunde steht es also 1 ½ - ½.

Heikos Gegner fühlt sich wohl mittlerweile recht eingeengt und will mittels f7-f6 sich Luft verschaffen. Verständliche aber nichtsdestotrotz eine – im Nachhinein - schlechte Entscheidung. Das Feld e6 ist ungeschützt. Und nach gegenseitiger Unschädlichmachung der halben Kavallerie auf g5 hofft Schwarz wohl, auf f4 Beute machen zu können. Dreifach-Angriff auf den nur doppelt geschützten weißen Bauern. Also her damit. E5xf4 – und die Niederlage ist besiegelt. Denn statt sich an dem Abtausch zu beteiligen, schiebt Heiko seine Dame nach e6+ und Schwarz ist nicht mehr Schwarz, denn ihm entweicht komplett die Farbe aus dem Gesicht. Kg8-h8 lässt Lc3xLg7+ folgen und nach dem Rückschlag des Königs folgt mit De6-e7+ ein Einschlag, als hätte Thor selber seinen Hammer geschwungen. Zwar hätte Kg7-h6 den Gewinnweg Heikos verlängert, aber ist Schwarz wohl so gefrustet, dass er sich lieber gleich – nach g8 ziehend – auf h7 matt setzen lässt. Wir führen 2 ½ - ½.

Haben Sie die Pause und Zwischenberichte gut überstanden? Dramatik pur in unseren Hallen. Zwei Kombinationen führen zum Matt, je nachdem, wie sich Andreas „verteidigt“. Sh6-f5+ Kg7-g8, Dd2-h6 und undeckbares Matt auf g7. Oder Sh6-f5+ Kg7-g6, Dd2-h6+ Kg6xSf5 und g2-g4 ≠ und Matt. Aber ich vermute, beide haben zumindest letztere Variante nicht gesehen, denn nach Kg7-g6 zieht Weiß Sf5-h4+ und der Mattangriff ist Geschichte. Nur einen Zug lang ist die Stellung ausgeglichen; dann unterläuft Andreas ein weiterer Fehlgriff. Wohl bedingt durch die große Zuschauerschar um seine Partie herum (das kann einen schon nervös machen), folgt des weißen Dd2-e2 mit weiteren Schachgebotsmöglichkeiten auf g4 bzw. f5 Andreas‘

Tabelle

Kreisliga 2018/2019, 05. Spieltag – 20. Januar 2019

 

TSV Lengfeld/Schernau (1403) 4,5 - 3,5 Zellingen/Erlabrunn (1479)

Matthias Hofmann (1727) ½ - ½ Andreas Vollmert (1648)

Christian Göpfert (1379) 0 - 1 Stefan Herrmann (1666)

Michael Eyring (1506) 0 - 1 Günther Haßler (1613)

Sebastian Kraft (1302) 0 - 1 Hermann Porsch (1535)

Herbert Pröstler (1433) 1 - 0 Manfred Maiwald (1408)

Heiko Mekl (1314) 1 - 0 Michael Peter (1367)

Andreas Kurzack (1255) 1 - 0 Ludwig Gerhard (1113)

Tobias Neumann (1307) 1 - 0 David Kuberek ()

 

ESV Gemünden (1484) 3 - 5 SV Germania Erlenbach (1587)

Stefan Hausner (1690) 1 - 0 Erich Gloß (1722)

Rainer Glück (1639) 0 - 1 Thomas Hettinger (1679)

Manfred Seubert (1507) 0 - 1 Jürgen Liebler (1707)

Thomas Wisniewski (1529) 0 - 1 Markus Rauth (1631)

Gert Völker (1493) 0 - 1 Dr. Carsten Pohl (1570)

Sebastian Meyer (1315) 1 - 0 Gerhard Pfister (1526)

Adalbert Stegmann (1371) 1 - 0 Sven Reitmeier (1452)

Bernd Mischke 0 - 1 Reinhold Schubert (1403)

 

Spvgg Stetten III (1500) 3,5 - 4,5 TSV Rottendorf III (1373)

Sascha Steiner (1807) 1 - 0 Rudolf Engel (1622)

Thomas Kunert (1688) 0 - 1 Stefan Bardorz (1495)

Andreas Gerhard (1439) 1 - 0 Manfred Burkard (1417)

Alfons Krebs (1439) 0 - 1 Rhys Herrmann

Reiner Zink (1459) 0 - 1 Andreas Grünewald

Luca Steiner (1367) ½ - ½ Siegfried Stark (1355)

Kai Öhring (1346) 0 - 1 Ernst Linus Langer (1226)

Bernd Häusler (1317) 1 - 0 Kai Wiegand (1124)

 

SC Kitzingen III (1600) 7 - 1 Rieneck/Ruppertshütten (1415)

Klaus Volkamer (1695) 1 - 0 Hartmut Bausewein (1567)

Bernd Buchinger (1625) 1 - 0 Martin Bechold (1608)

Zurück