Schach - Spieltag 5

Eine bittere (und auch teure) Niederlage?

Das wird sich wohl erst in einigen Wochen zeigen. Sollten die nächsten beiden Spiele in Erlenbach und gegen Rieneck/Ruppertshütten verloren werden, wird sich unser Schicksal wohl am 18. März 2018 im Wettkampf gegen SC Kitzingen 05 III entscheiden. Diese Niederlage in dem 4-Punkte-Spiel gegen Unterdürrbach – und auch noch durch meinen Zeitnotfehler – schmerzt sehr, hätten wir doch bei einem Unentschieden drei Punkte Vorsprung auf SC Unterdürrbach behalten. An der nominell nicht besten Aufstellung lag es wohl nicht, denn ob einer unserer „fehlenden“ Spieler – Thomas und/oder Sebastian – ein besseres Ergebnis erzielt hätten, kann man nur dahinstehen lassen, haben doch Andreas (der dankenswerterweise zum zweiten Male aushalf) und Thomas Neumann die Niederlage mit Sicherheit nicht zu verantworten.

Nach den aufwändigen Wettkampfvorbereitungen („Geht nun endlich die Heizung? Wo sind die Kaffeefilter? Wieso dauert der Aufbau so lange, wenn doch alle schon gegen 13 Uhr 20 da sein wollten/sollten? Ach ja, es waren ja nur die üblichen Verdächtigen, die rechtzeitig da waren, um den Aufbau zu bewerkstelligen.“ J) beginnen parallel die beiden Wettkämpfe der ersten und zweiten Mannschaft.

Andreas bekommt es mit Dieter Metzger zu tun. Der ehemalige Versbacher ist ein erfahrener und ungemütlich zu bespielender Gegner, der zwar in Lengfeld wohnt, aber keine Geschenke machen wird. „Timeo Danaos et dona ferentes!“ würde der Lateiner sagen, aber die beiden schenken sich eh nix. Ganz im Gegenteil; in einer Englischvariante, die mir anfangs sehr vertraut vorkommt, dann aber doch einen unüblichen Verlauf vernimmt, kommt es nach 11 Zügen zu einer interessanten Bauernstruktur im Zentrum: Auf der weißen Seite stehen die Bauern auf f2, e3, d4 und c4. Auf der schwarzen (Andreas’schen) Seite formieren sich deren Pendants auf f5, e4, d5 und c5. Durch die vielen anfänglichen und beidseitigen Springermanöver, gepaart mit einem noch folgenden Läuferabtausch auf b5, fehlt noch einiges auf beiden Seiten im Hinblick auf eine vollständige Entwicklung. Das wird ein spannendes Ding. Beide Seiten sollten vorsichtig agieren, v. a. aber Schwarz.

An Brett 8 dürfen wir eine erfolgreiche Premiere verfolgen. Thomas N. (Datenschutz muss sein J) wirkt das erste Mal in der Kreisliga mit. Und das in skandinavischen Stil. Mich fragend, wer in dem Moment der bessere von beiden Skandinaviern ist. Ist ja grundsätzlich nicht so leicht für Weiß, aber Schwarz zieht es vor, recht passiv und vorsichtig zu agieren. So kann sich Thomas gemütlich entwickeln, kurz rochieren (Schwarz rochiert lang – das wird wohl als Offensivsignal des Schwarzen zu deuten sein. Der will wohl auf dem Königsflügel vorstürmen!). Aber das wird noch ein weiter Weg für Schwarz sein, einen wirklich fundierten Vorstoß gen Thomas‘ Schutzwall zu beginnen.

Bei Tobias entwickelt sich was ganz seltenes für unsere Verhältnisse: eine einfache klassische Italienisch-Partie. Nur dieses Randbauerngeschiebe a2-a3 (Gegner) und a7-a5 (nachvollziehbar aber unnötig)! Das gehört verboten! ICH VERBIETE ES AB SOFORT! Jeder für Lengfeld und/oder Schernau Spielende, der unnötigerweise a2-a3, a7-a6, h2-h3 und/oder gar h7-h6 zieht, zahlt ab sofort jedes Mal 3,00 € ins Phrasenschwein bzw. Randbauernschwein! J Nun gut, wir wollen (noch) nicht so streng sein! Na jedenfalls ergreift Tobias nach einer fast vollständigen Entwicklung die Initiative mittels Lc5-d4, wodurch sich Weiß genötigt sieht, Sc3-b5 Tf8-e8 (konsequent gegen die Dame auf e2), Sb5xLd4 e5xSd4 zu initiieren. Folge: Tobias hat zwar einen Doppelbauern auf d6 und d4 aber auch eine Chance auf druckvolles Spiel auf der e-Linie gegen die Dame. Da könnte was gehen.

Michaels Partie hätte auch eine interessante werden können, falls nicht von Michaels Seite aus ein Tempo verschenkt worden wäre. Und wodurch? Natürlich A2-A3!!! „AHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH!“ Da entwickelt sich Michael, der diesmal eine wirklich gut lesbare Notation zurücklässt, ganz ansehnlich. Zwar etwas zurückhaltend, aber doch solide. Schwarz hat die Macht im Zentrum durch seine Infanterie auf c5 und d4 und irgendwie wirkt der schwarze Aufbau harmonischer (a6, b5, c5, c5, e6, f7, g7 und h7) gegenüber Michaels a2, b3, c3, d2 (!), e4, f2, g2 und h2, aber da besteht durchaus Potential auf dem Königflügel, falls man sich z. B. mal e4-e5 traute.

Siggi sieht sich einem Sizilianer namens Paulsen gegenüber. Das ist nun nicht so wirklich bemerkenswert – es ist einfach so. Und auch beider Aufbau ist zunächst nicht so wirklich bemerkenswert – sie bauen einfach so auf, jeder für sich. Für die spätere Abwicklung ist höchstens erwähnenswert, dass die d-Linie von beiden mehr oder weniger geleert wird. Nur die weiße Dame sitzt noch in ihrer Kemenate und wartet auf ihren Einsatz. Sie weiß auch nicht so recht: soll sie sich dezent nur schminken bzw. im Hintergrund halten, um dann im Nachgang elegant übers Feld zu schweben und pflückenderweise die dargebotenen Blumen am Wegesrand einsammeln oder sollte sie sich sicherheitshalber schon mal die Kriegsrüstung griffbereit zur Seite legen, um sich dann gepanzert in die Schlacht werfen zu können. Wirklich interessant wird es, als Schwarz auf der Diagonale b8-h2 vorneweg den Läufer und dahinter die – schon schlachtenbereite – Königin in Position bringt. Schade für das Bäuerlein, das sich gerade erst von f2 nach f3 begeben hat. Muss es doch jetzt schon wieder einen Schritt nach f4 machen und denkt sich folgendes dabei: "Das Feld f4 geben wir weißen Armeen nicht her! Genau!! He! Wieso bedroht/befragt Ihr schwarzen mich schon wieder durch e6-e5? Ich habe Euch doch gar nix getan! Na dann sollt Ihr sehen, was Ihr davon habt! Ich gehe jetzt nach f5 vor! War das ein langer Marsch. Bin dolle müde. Muss mich ausruhen. Aber das Feld f5 ist ja ganz praktisch dafür. Eure Königsstellung ist ja schon in Sichtweite. Da wird Eure rochierte kurze Festung schon das ein oder andere Einbruchsfeld liefern! Hihihi!“

Was gibt es zu Sergeys Partie zu sagen? Nix bis nicht viel! Und warum? Na ohne Notation ist das selbst für eine Koryphäe wie den Reporter eminent schwierig, das Hirnkastl die Gedanken der Protagonisten zu erkennen und wieder zu geben.

Christian spielt gegen sich selber; ist er doch bekennender Anhänger der skandinavischen Verteidigungsidee. So weiß er doch, wie er sich dagegen zu rüsten zu hat. Beide gehen zunächst doch vorsichtig zu Werke. Trotz der relativ offenen Stellung bleiben die Figuren jeweils diesseits der Mittellinie. Beide rochieren kurz. Also fast alles recht identisch? Nein, denn Schwarz hat seinen Königsläufer nicht filetiert sondern fianchettiert, während der Schutzwall vor Christians Regenten noch unbefleckt und unbewegt ist. Quasi eine echte Immobilie.

Über mich kann ich mich am meisten ärgern. Darf ich doch gegen Gerhard Münch antreten, der aktuell einen echt guten Lauf hat (was er auch gerne zum Besten gibt). Beidseitiger Respekt ist da. Ich weiß, er spielt gerne Reti-Eröffnung. Und entgegen meines sonstigen Spielstils halte ich mich diesmal zurück. Suche nicht die offene Konfrontation sondern versuche, alles möglichst geschlossen zu halten, ihn auch ein wenig zu beschäftigen, Felder zu besetzen oder zu bedrohen, auf die er achten muss. Aber das kostet Zeit, kostet uns beide Zeit. Mal hat Weiß einen deutlich höheren Zeitverbrauch, mal ich. Wie das die Lengfelder Koryphäe zu sagen pflegt: „Der; der gut steht, hat viele Möglichkeiten. Der, der schlecht steht, nur eine/wenige!“ Aber ich fühle mich nach der Eröffnung wohl, konnte ich doch meinen slawischen Aufbau 0-0, e6, d5, c6, b6 und Lb7 aufbauen. Und dass nach 16 Zügen immer noch alle Steine auf dem Brett sind, spricht dafür, dass da noch eine Menge taktischer Feinheiten und Raffinessen zu erwarten sind.

Andreas‘ bzw. das Zentrum auf seinem Brett ist stark umkämpft. Beide halten die Stellung, keiner weicht zurück. Figuren und Bauern, die rücksichtslos vom Gegner geschlagen werden, finden ihr Schicksal auf den Zentrumsfeldern d4 und d5. Nur ein kaum erwähnenswertes Gefecht findet auf b5 statt. Ansonsten immer drauf auf’s Zentrum! Recht so! Nicht weichen! Fahnen hoch halten! Andreas lässt seinen Springer auf d5 stark und mächtig wirken. Und erkennt (dadurch?) zu spät die aufkeimende Gefahr. Der Springer bedarf des frauschaftlichen Schutzes. Kein Fußvolk mehr in Sicht. Stattdessen macht sich die Infanterie auf dem Damenflügel auf den Vormarsch und wagt sich mittels b7-b5-b4 (zu) weit in die gegnerischen Gefilde vor. Prinzipiell keine schlechte Idee – aber schlecht kann einem werden. Denn Ta1-c1 unterbindet/zerstört Andreas‘ Idee: b5-b4, a3xb4 Sd5xb4, Ld2xSb4 a5xLb4 und die a-Linie könnte dann Andreas‘ sein. Aber durch Ta1-c1 gewinnt Weiß die Spielkontrolle. Andreas‘ Königin muss flüchten, ein weiterer Seitenhieb durch Tc1-c5 gen Sd5 und das vorwitzige Bäuerlein auf b4 wird Beute für den weißen Unhold. Nun hat dieser nicht nur einen Bauern mehr sondern eben auch die Kontrolle über den ganzen Raum, in diesem Fall v. a. die offenen c- und d-Linien. Der weiße Läufer nistet sich auch noch auf c3 ein und blickt schon verstohlen nach g7. Schwarz müsste für Entlastung sorgen, seine Türme ins offene Gefecht gegen die weißen Türme führen, dagegenhalten, aber leider lässt er sogar den Einbruch eines weißen Turmes auf c7 zu, der so ebenfalls Richtung g7 schielt. Da nutzt das Racheschach auf a1 mittels Abtausch eines Turmes nicht mehr viel. Nun muss der Springer wieder in Sicherheit gebracht werden. Aber einen Stall, in dem er sich verstecken und von dort aus trotzdem noch seinen König beschützen kann, ist auf dem ganzen Brett nicht zu finden. Nach f6 ginge grad noch so, da hätte er Unterstützung von seinem Bauern/Knappen auf g7. Aber e5? Der arme Gaul. Wird sehenden Auges auf die Schlachtbank geführt. Dd1-d5! Doppelangriff auf das edle Ross und Dreifachangriff auf g7. „The lights go down!“ war in den 70ern ein bekannter Hit des Electric Light Orchestras. Und so ergeht es dann Andreas zum 0:1.

Mal sehen, wie es sich bei Thomas so entwickelt hat. Huch, die sind ja fast schon fertig: Schwarz hat einen schnellen Königsflügelvorstoß unterlassen. Statt h7-h5 lieber Dc7-b6. Ohne eine ersichtliche Idee. Thomas kann also weiter sein Bauernstürmchen auf dem Damenflügel vorantreiben: a2-a3-a4-a5 (= Damenverscheuchung – was sich solch ein ungehobelter Bauer erdreistet, solch edle Dame zu begrapschen J), davor b2-b3. Aber durschlagend ist das auch noch nicht. So kommt Schwarz dann doch auch zu h7-h5 nebst g7-g5. Seine Ritter stehen auch beeindruckend auf e5 und f5, ein Turm lauert hinterhältig auf d8, darauf hoffend, dass d4xSe5 Td8xDd2 ermöglicht. Thomas ist ohne Hut auf der Hut und sucht den offenen Damenzweikampf auf f4. Wird Schwarz einschlagen und den Fehdehandschuh aufnehmen? Er nimmt ihn nicht nur auf, sondern stürzt sich (wohl unbedacht weil unberechnet) ins Unglück. Er opfert einen Bauern durch Se5-f3+ und könnte durch h5-h4 die h-Linie auch freimachen. So wären die g- und h-Linien schon eine Gefahr für Thomas. Aber e6-e5 lässt einfach einen ganzen – eben noch stolzen – Ritter zu einem armen Ritter mutieren. Df3xSf5 und Schwarz gibt auf. Thomas gewinnt sein Debüt – herzlichen Glückwunsch zum 1:1.

Gugg‘ ma mal, wie es Tobias ergangen ist. In der Tat, er kann d6-d5 ziehen um den weißen e4-Bauern an- oder gar auszuhebeln. Immer noch weiß die weiße Dame nicht so genau, was ihr da droht. Frohgemut hüpft der Läufer von c4 nach b5 und stichelt leise gegen den Turm auf e8. Aber nun wäre was ganz Schönes möglich. D5xe4 und Weiß dabbd dadsächlich in die Falle. Lb5xSc6 mit Angriff auf Te8. Logisch erfolgt b7xLc6 L „Heul“ Tobias entdeckt die eigene Falle nicht. Stattdessen e4xSf3 mit Doppelgardé durch Te8 und Bauern f3. Wäre einfach eine Figur gegen 1 Bauern auf Tobias‘ Habenseite. So sind es „nur“ 2 Bauern. Aber auch damit lässt sich hervorragend hantieren. Aber einfach ist das nicht. Theoretisches Grundwissen: Wie gewinne ich eine gewonnene Partie?! Gar nicht, denn in der Theorie gewinne ich gar nix! Nur in der Praxis! Und da ist es dammig schwer! Wie sagt Sergey immer so schön: „Viele Varianten! Zu viele Varianten!“ Da verzettelt man sich leicht. Ein Turmtausch auf der e-Linie, Läuferrückzug in sichere Gefilde und dann c6-c5 und Weiß wird im eigenen Safte schmoren. Stattdessen gibt Ta8-b8 den Schutz jenes a5-Bauerns auf; schwuppdiwupp greift der gierige Ld2xa5 zu. Und ich wette (fast), dass Tobias‘ nachfolgender Zug nicht wirklich lange hat auf sich warten lassen: Typisch menschlich – die erste Ungenauigkeit ist warum die erste Ungenauigkeit? Richtig, weil mind. die zweite folgt! So auch hier: Dd8-d5 mit Angriff auf den Läufer a5 lässt folgendes Abtauschgehacke zu: Te1xTe8+ Tb8xTe8, Dd1xLd3 Dd5xLa5, Dd3xd4 und beide Mehrbauern sind verschwunden. Da kann man schon bisl grummeln. Zwei Könige, zwei Damen, zwei Springer und 10 Bauern tummeln sich recht gleichmäßig verteilt auf dem Brett und so einigt man sich nach gewissen Rücksprachen (und einer sehr ordentlichen Leistung Tobias‘, der zwar auch Bauernverluste hinnehmen musste, aber dabei immerhin erstmal zwei Bauern mehr hatte – meist hecheln wir ja einem Bauernverlust hinterher J) auf ein Remis zum 1 ½:1 ½.

Sehen wir wieder zu Michael. Dieses vermaledeite a2-a3!!! Kostet nach dem kleinen Abtauschgemetzel auf e4 einfach die Qualität. Da springt ein erfreuter schwarzer Springreiter von c6 nach d4 und offenbart so den hinterhältigen Angriff auf Michaels Dame auf e4 durch den Lb7. Die Königin – ihrer Schutzmöglichkeit für c2 somit beraubt - wendet sich nach g4 ab vom Geschehen. Jener unholdige Springer zertrümmert von c2 aus die Kanone auf a1, was anscheinend die Wachmannschaft der Grundlinie (Lb2) dodal aus dem Konzept wirft und so darf der Gaul da unbehelligt stehen. Anstatt Lb2xSa1 vergreift sich der weiße Turm an dem Zentrumsbauern d5. Und so hüpft der Springer von a1 – ganz überrascht, dass er noch lebt – nach b3. „Ja hopsala, da ist ja noch ein weißer Bauer. Der hat aber saftige Wiesen, da gibt’s ja überall Futter!“ freut sich der weiße Springer. So viel Futter bekommt er sonst nicht – nicht mal zu Hause. Nach seinem weiten Ausritt und Ausgalopp hat er sogar nun wieder so viele Kräfte getankt, dass er sogar auf d4 wieder voll mitwiehern, äh –spielen, kann. Das letzte Gefecht kreist nun um sein weißes Gegenüber auf e5. Läufer, Dame und Turm bedrohen diesen von allen Seiten. Da muss dann jede verfügbare weiße Kraft dran glauben und den Springer unterstützen. Aber leider ist dessen Schicksal nur aufgeschoben und nicht aufgehoben. Ein kurzes heftiges Gefecht und auf beiden Seiten sind Verluste zu bedauern. Springer und Läufer reichen sich - gemeinsam in die ewigen Jagdgründe eingehend - die Hände und am Schluss triumphieren die schwarze Dame und ihr Turm gegenüber der vereinsamten weißen Dame – 1 ½: 2 ½.

Wir guggen mal, ob Siggis Bauer auf f5 noch den Gegner so beschäftig. Na jedenfalls hat Schwarz das erstmal gar nicht interessiert, dass sich da was vor seinem Königswall zusammen braut. Munter und in typisch sizilianischer Art werden die dortigen Bauern in Marsch gesetzt. Und während Siggi am Königsflügel erstmal positionell gut steht, bekommt er auf dem Damenflügel einfach frisches Futter angeboten. B7-b5 ermöglicht a4xb5 c6xb5, Sc3xb5 mit Gardé gegen Dc7. A6xSb5 verbietet sich, da sonst Ta1xTa8. Und Siggi könnte sich aussuchen, auf welchem Flügel er dem Gegner den Dolchstoß versetzte. Na gut, hüllen wir den Mantel des Schweigens darüber. Es ist ja noch alles drin für Siggi. Und während sich Schwarz ob der drohenden Gefahren scheinbar in keinster Weise bewusst ist, schiebt Siggi nach und nach seine Figuren gen bzw. auf den Königsflügel  während Schwarz mehr und mehr sich auf den Damenflügel konzentriert. Letztendlich „verteidigen“ auf dem Königsflügel die schwarze Dame, ein Springer der gleichen Rasse und die Bauern vor/mit dem König gegen weiße Doppelläufigkeit, ein edler Ritter, ein Turm und - sich dann doch mal über e1 nach g3 bewegend – die weiße Herrscherin. Müsste wohl Frauscherin heißen – politisch korrekt J. Aber da hat die Dame des Hauses die richtige Idee, aber wie das manchmal bei der Damenwelt so ist. Haben sie sich eine Idee in den Kopf gesetzt, wird die ratzfatz umgesetzt. Und nicht geguggt, ob nicht effektivere (vielleicht nicht ganz so elegante) Methoden den gleichen Weg schneller beschreiten ließen. Hätte sie lieber stattdessen eher ihren Läufer die Messerarbeit auf f6 erledigen lassen, den dortigen Springer abtauschen mittels Lh4xSf6 nebst g7xLf6 (De7xLf6 geht ned, da ein weißer Springer auf h5 thront), wäre dieser Zug De1-g3 (und dann sogar mit Schachgebot, also De1-g3+) mit solcher Eleganz in die Augen der „Kiebitzbetrachter“ gestochen, dass Schwarz wohl gleich die Segel streicht. Aber so verschafft das Zwischenschach De7-a7+ Schwarz die Option, Sf6xSh5 zu realisieren. Siggi steht immer noch gut, aber es wird bisl länger dauern als nötig. Drei Züge später ist wieder f6 das Feld der Felder. Und Siggi hat die richtige Idee. F6 ist zu besetzen. Durch den Läufer Lh4-f6 natürlich! Nicht doch durch f5-f6 L! Schwarz antwortet g7-g5 und plötzlich findet Siggi keinen erkennbaren Erfolgspfad im Schachdschungel. Durchschnaufen! Mundabputzen, Krönchen richten und weiter machen! Nächster Hebel gegen g5 ist später h2-h4. Der ist zwar nicht wirklich platziert und gefährlich, aber es wird der „Lucky Punch“. Was auch immer Schwarz da sieht und ihn zu Lb7xe4 bewegt. Siggi guggt kurz verdutzt auf’s Brett und kassiert den Läufer dann mittels Df5xLe4 ein. Dann noch eine Mischung aus Ablenkung und Opferung mittels Lh5xf7+ und nach Schwarz‘ Da7xLf7 kann sich Siggi einen ganzen Turm durch  De4xTa8+ einkassieren – 2 ½;2 ½.

Sergeys Partie war lange Zeit recht ausgeglichen. Wie wir fast alle wissen, kann man sich gegen Sergeys schwarze Verteidigungskünste schwer tun – so auch in diesem fall. Aber genauso sicher ist es, dass, sollte Sergey in Zeitnot geraten, weil die Berechnung der vielen Varianten zu viel kostbare Sekunden und Minuten verlangt, die Gefahr groß ist, dass da ein kapitaler Hirsch, äh Bock, geschossen wird. Und so ist es auch diesmal. Plötzlich durch ein Abzugsschach(?) eine Figur verloren, wodurch dann die ganze Verteidigung zusammen (oder auseinander?) bricht und Sergeys Königsstellung genauso unbrauchbar ist wie seine Notation - 2 ½:3 ½.

Diese Fianchettostellung des schwarzen Königs bringt Christian auf die Idee, da mal intensiver hinzuguggen. Plan ist: Einen Turm auf die h-Linie zu bringen, um den Läufer auf h6 zu unterstützen. Würde Schwarz gar vor lauter Angst den Läufer eliminieren und Christian könne mit seiner Signora von d2 aus den Abtausch erwidern, würde wohl h7 als Einbruchsfeld durch Schwarz nicht mehr ausreichend zu schützen sein. Aber dieser vermaledeite flinke und bewegliche Läufer entzieht sich feige stets dem Abtausch. Also muss ein anderer Plan her. Schwarz hatte die Zeit genutzt, seine beiden Türme auf den d- und e-Linien zu platzieren. Der weiße Bauer auf d4 hat also mehrere Aufgaben: Kontrolle des Zentrums und Schutz der Dame. Das heißt also: Stehen bleiben als wäre er der letzte Zinnsoldat. Sofort wird er fies von vorne links befragt: c6-c5 wird von Lh6-e3 erwidert. Einmal Bauernabtausch auf d4 und wieder steht the lonesome farmer felsenfest. Naja, felsenfest? Schon der nächste Angriff e7-e5 lässt Christian zu d4-d5 als Erwiderung greifen. Jetzt ist der Bauer noch schutzloser. Wie sagte schon ein großer Lengfelder Schachguru: „Der gute Spieler gewinnt mit dem Isolani, der schlechte verliert!“ Nur weiß das auch Schwarz? Nun ja, irgendwie wissen beide noch nicht so ganz, was sie nun machen sollen. Hin und her wogen die Zentrumsmanöver. Bd5 schreit lauthals um Hilfe. Schwarz konzentriert sich auf irgendwas in dem Moment und sieht wohl Gespenster und lässt so es zu, dass Christian seinen Helden auf d5 wieder in die Welt der Lebendigen holen kann. F3xe4 wird mit Df5-e5 statt Df5xe4 erwidert. Und plötzlich ist aus dem weißen Wackelkandidaten auf d5 ein strahlender Held geworden. V. a. nach dem Abtausch aller Figuren - abgesehen von den Türmen - juckt es ihm schon in den Füßen. Er will los stürmen, aber es braucht noch königliche Unterstützung. Die Linien und Reihen lichten sich immer mehr. Der König kann sogar auf e5, gar nach e6. Das ist einfach schneller als vergebliche und untaugliche schwarze Versuche, auf dem Königsflügel nun den Durchbruch für die schwarze Bauern- und Königsschar zu realisieren. Und so steht es 3 ½:3 ½.

Eine dieser taktischen Manöver habe ich dann doch aus den Augen gelassen. Heut wird aber die Lengfelder Koryphäe ganz schön beansprucht, denn auch dies ließ sie schon verlauten: „ In den geschlossenen Eröffnungen geht es zumeist um e4. Wer dies Feld besetzen/kontrollieren kann, hat die Macht des Handelns in der Hand! Diesmal war die Macht nicht mit mir, habe ich doch durch Sf6-e8 Weiß e4-e5 ermöglicht, was er abrupt umgesetzt hat. Nach Sd7-f6 wird meine Stellung wie folgt etwas geschwächt: Se5xf7 Kg8xSf7, e4-e5 Ld6-e7, e5xSf6 Le7xf6. Nun sind die e-Linie und die Diagonale h3-c8 die Hauptkriegsschauplätze, auch wenn es noch alles gut spielbar ist. Weiß hat nun einfach einen angreifbaren Druckpunkt, aber die Stellung ist zu halten. D5-d4 verschafft mir auch ein wenig mehr Raum und mein Läufer auf b7 lugt nun nicht mehr so aus dem Hinterhalt, sondern eher mit offenem Visier gen g2 bzw. h1. Auch Weiß muss nun ein wenig aufpassen. Und das bei höchster Zeitnot. Beide haben wir noch ca. 5 Minuten für 10 Züge. Weiß ermöglicht mir Damentausch, als ich Christian frage, wie es bei ihm steht und ich realisiere, dass er gewinnen wird. Also Damentausch umgesetzt. Einfach, um die Schärfe aus dem Spiel zu nehmen. Allerdings übersehe ich in der Eile des Gefechts, dass mich das 3 Züge später einen Bauern kostet – ausgerechnet am Damenflügel. So hat er dort jetzt die Majorität. Und ich kann nur noch reagieren. Der Bauer war wichtig. Schutzbauer für Bd4. Er hat einen Freibauern auf c5 und beherrscht einfach die Diagonalen. Nach einem Turmtausch auf der E-Linie stehen immer noch der Läufer auf d4 und der Springer auf e5, mein König auf g7. Es droht Abzugsschach. Nur wohin. Und ich sehe bei ca. 30 Sekunden für drei Züge nicht das zumindest die Zeitkontrolle rettende Sc7-e6, ziehe stattdessen Kg7-h6 und gebe nach Se5-f7+ auf, da mein schutzloser Läufer auf d8 verloren gehen wird. So endet die Partie mit jeweils ungefähr 20 Sekunden Zeit für mich leider negativ. Das war unnötig und bitter. Wie gerne hätte ich das 4:4 sichergestellt. So rutschen wir aber nun tief in den Klassenerhaltungskampf hinein.

Ich hoffe sehr, dass uns diese Niederlage nicht mehr als nur den einen Mannschaftspunkt kosten wird, war das doch ein sog. 4-Punkte-Spiel. Mit einem Sieg hätten wir 5 Punkte Vorsprung auf Unterdürrbach gehabt, mit einem Unentschieden 3. So ist es nur noch einer. Ich seh es schon kommen. Gegen SC Kitzingen III geht es am vorletzten Spieltag um alles, wollen wir den Klassenerhalt sichern. Ich hoffe sehr, dass wir wenigstens an diesem Spieltag unsere (nicht nur nominell) stärkste Mannschaft an die Bretter bringen werden.

 

Tabelle

Kreisliga 2017/2018, 05. Spieltag – 21. Januar 2018

 

TSV Lengfeld/Schernau (1344)

3,5

-

4,5

SC Unterdürrbach (1519)

Matthias Hofmann (1719)

0

 

1

Gerhard Münch (1902)

Michael Eyring (1548)

0

-

1

Ludwig Ecker (1804)

Sergey Melnikov (1349)

0

-

1

Michael Gorg (1585)

Christian Göpfert (1338)

1

-

0

Helmut Reincke (1563)

Tobias Neumann (1324)

½

-

½

Helmut Ecker (1510)

Siegfried Grösch (1227)

1

-

0

Jürgen Diehm (1305)

Andreas Kurzack (1248)

0

-

1

Dieter Metzger (1420)

Thomas Neumann (999)

1

-

0

Gregor Blum (1061)

 

SK Wertheim (1647)

5,5

-

2,5

SF Burgsinn (1513)

Gilbert Volpert (1925)

½

-

½

Frank Schilling (1762)

Viktor Fink (1770)

1

-

0

Harald Jäger (1732)

Jürgen Bromme (1764)

1

-

0

Bernhard Ceming (1667)

Dr. Herbert Schmid (1602)

0

-

1

Werner Kistner (1632)

Mehmet Hodcic (1643)

1

-

0

Peter Herold (1467)

Julius Michel (1510)

1

-

0

Carsten Gutermuth (1327)

Hajro Cekovic (1513)

0

-

1

Pascal Schelbert (1272)

Nikolaj Schadura (1447)

1

-

0

Alf-Bodo Graf (1267)

 

Spvgg Stetten III (1534)

5

-

3

SG Burggrumbach/Bergtheim (1644) 

Sascha Steiner (1819)

½

-

½

Rudolf Lang (1766)

Thomas Kunert (1670)

0

-

1

Samvel Hovhannisyan (1621)

Andreas Gerhard (1590)

1

-

0

Roland Engelstätter (1660)

Ulrich Wohlfart (1555)

0

-

1

Matthias Ziegler (1661)

Adrian Stange (1540)

½

-

½

Willi Meister (1661)

Hermann Heßdörfer (1434)

1

-

0

Herbert Schubert (1491)

Luca Steiner (1375)

1

-

0

Thomas Wieland

Kai Öhring (1266)

1

-

0

 

 

SC Kitzingen III (1579)

3,5

-

4,5

ESV Gemünden (1499)

Martin Seifert (1759)

0

-

1

Stefan Hausner (1693)

Martin Kwossek (1653)

½

-

½

Rainer Glück (1616)

Roland Schleicher (1605)

½

-

½

Herbert Ruppert (1594)

Rolf Wenkheimer (1595)

1

-

0

Wolf-Ulrich Biskopp (1480)

Danny Wohlgemuth (1506)

½

-

½

Gert Völker (1518)

Ralph Müller (1544)

1

-

0

Sebastian Meyer (1338)

Sebastian Schmied (1389)

0

-

1

Alexander Böck (1319)

Ahmed Alissa

0

-

1

Adalbert Stegmann (1416)

 

Rieneck/Ruppertshütten (1462)

2,5

-

5,5

SV Germania Erlenbach (1600)

Hartmut Bausewein (1511)

0

-

1

Jürgen Liebler (1737)

Martin Bechold (1602)

0

-

1

Thomas Hettinger (1679)

Wolfgang Schönmann (1578)

½

-

½

Erich Gloß (1675)

Hermann Marx (1521)

½

-

½

Markus Rauth (1631)

Sebastian Inderwies (1431)

½

-

½

Dr. Carsten Pohl (1555)

Josef Buchberger (1299)

0

-

1

Gerhard Pfister (1543)

Norbert Schönmann (1434)

0

-

1

Sven Reitmeier (1452)

Horst Weis (1316)

1

-

0

Reinhold Schubert

 

 

1.

SK Wertheim

28,5

:

11,5

9

:

1

2.

SV Germania Erlenbach

23,5

:

16,5

8

:

2

3.

Rieneck/Ruppertshütten

19,0

:

21,0

6

:

4

4.

SF Burgsinn

23,0

:

17,0

5

:

5

5.

Spvgg Stetten III

19,0

:

21,0

5

:

5

6.

SG Burggrumbach/Bergtheim

21,0

:

19,0

4

:

6

7.

TSV Lengfeld 1876/SF Tarrasch Schernau

18,5

:

21,5

4

:

6

8.

ESV Gemünden

17,0

:

23,0

4

:

6

9.

SC Unterdürrbach 1949

17,0

:

23,0

3

:

7

10.

SC Kitzingen III

13,5

:

26,5

2

:

8

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