Schach - Spieltag 3

Schach gibt’s, das gibt’s gar nicht…

Mannomannomannomann…. Da glaubt man, man hat schon alles erlebt, was in Sachen Schach möglich ist, und dann solch ein verschneiter Tag. Aber gehen wir erstmal chronologisch vor: Zuerst war alles gut, dann war nix mehr gut, dann war es wieder einigermaßen gut und dann haben wir auch noch irgendwann angefangen, Schach zu spielen. Oder sollte man eher sagen, Schach zu kämpfen? Weil spielerisch leicht sah es fast nirgends aus... Also das erste Problem war, überhaupt mit 8 Mann zu spielen. Denn es war ja von mir ge-/erwünscht, dass wir uns mit der 2. Mannschaft zusammen um 13 Uhr 00 treffen, um ggf. noch reagieren zu können, falls jemand noch absagt. Denjenigen, die nicht nach Lengfeld kommen wollten/konnten, bat ich, mir doch eine (telefonische) Nachricht zukommen zu lassen, dass/wann sie unterwegs seien. Das hat auch gut geklappt, nicht sehr gut, aber gut. Denn ich erhielt einen Anruf von Michael, dass er unterwegs sei und von Tom die Nachricht via AB, dass er auch unterwegs sei. Zweimal hat mein Telefon während der Anreise geklingelt, zwei Nachrichten erhalten – alles gut. In Lengfeld treffen dann David, Herbert, beide Helmuts, Herbert und Peter zusammen. Prima, erste Mannschaft komplett (Heiko ist auch da), zweite komplett, zweite startet. Ich gehe zu meinem Auto, greife nach meinem Mobiltelefon und sehe, dass eine SMS eingegangen sei, um ca. 12 Uhr 30. Komisch, denke ich, es hat ja nicht geklingelt. Vielleicht gab es eine Überschneidung während meiner Telefonate oder, wie es ja mitunter passiert, wird eine SMS später deutlich zugestellt als abgesandt. Jedenfalls war es Sebastians Nachricht, dass er krankheitsbedingt nicht spielen könne. SCHEIE! Und alle Spieler unterwegs und natürlich ohne Mobiltelefon: Peters liegt zu Hause, Helmut Gorgs liegt zu Hause, Papa Scheuermayers liegt nicht zu Hause. Gott sei Dank. Mama Scheuermayer ruft Papa Scheuermayer an, schildert kurz die Situation und beordert Peter wieder nach Lengfeld. Ein Glück, dass sie erst am Greinberg standen. Auch hat sich auch Andreas Kurzack gemeldet, dass er selber nach Burggrumbach fährt. Heiko fährt mir und Peter nach, um sicher zu Spielort zu gelangen. Aber bei dem einsetzenden Schneetreiben verliert er mich aus den Augen. Aber irgendwann kommen alle in Grummi an und nach dem üblichen Begrüßungsprozedere geht es los. Große Hoffnungen verbieten sich aber ein klein wenig in Anbetracht der vermeintlichen DWZ-basierten unterschiedlichen Stärkeverhältnissen.

Peter beginnt mit einer über Umwege erreichten Damenfianchetto-, Nimzowitsch Verteidigung. Der erste Umweg ist Lf1-e2-f3, um den schwarzen Pendant auf b7 Einhalt zu gebieten. Das hemmt natürlich die natürliche Entwicklung, denn der Springer von f1 ist wahrlich nicht erbaut, nimmt solch ein Läuferchen ihm sein Optimalentwicklungsfeld und das edle Ross mutiert - nach h3 hüpfend - vorerst zu einem lahmen Randackergaul. Schwarz könnte nun langfristig agieren und den vor sich hin darbenden Springer aus dem Spiel lassen und so mit seinem positionellen Vorteil nach und nach die Oberhand gewinnen. Aber anscheinend hat er mal gehört, dass Doppelbauern (spätestens im Endspiel) massive Sch(w)achpunkte in der gegnerischen Stellung darstellen (können) werden und entscheidet sich von daher, jeweils zwei Leichtfiguren und die beiden Königinnen innerhalb von drei Zügen vom Brett zu nehmen. Plötzlich mutiert Peters Gaul wieder zum Springer, das fröhlich über die Felder und Wiesen galoppiert und springt. Material ist gleichwertig, alle Türme noch nicht in optimaler Position positioniert. Nach 14 Zügen sind wir also schon im Endspiel. Die gesündere Bauernstruktur spricht für Schwarz, der nun reanimierte weiße Springer ist aber auch nicht zu unterschätzen.

So vorbildlich Michaels Information bzgl. seiner Anreise ist, so unvorbildlich wird im Laufe der Partie seine Mitgift, äh Mitschrift. Seine Mitgift kommt eher seinem Gegner zu Gute als uns. Und das, obwohl er zunächst souverän mit der gegnerisch modernen spanischen Steinitz-Verteidigung umgeht. Leider nutzt er die Chance, mittels d4-d5 (mit Angriff auf den Damenspringer) nicht, die Stellung geschlossen zu halten und durch das darauf wohl folgende Sc6-e7 den Königsläufer auf f8 anzuketten. Anschließend sich ruhig zu Ende entwickeln, Schwarz im eigenen Safte schmoren lassen und dann auf dem Damenflügel Beute zu machen. Aber durch d4xe5 mit nachfolgender Kurzintermezzoschlacht kann Schwarz aufatmen, steht doch sein König schon recht zentriert, die schwarzen Kanonen, äh Türme natürlich, sehen sich (seltsames Spiel: jetzt können Türme/Kanonen schon einander sehen J) auf ihrer Grundlinie, Offiziere sind gut entwickelt, während bei Michael aktuell nur Fußvolk (= Bauern J) jenseits der eigenen Grundreihe versuchen, zu agieren. Da muss Weiß erstmal „zurück ins Spiel“ finden...

Ich bewege mich an diesem Tage wieder mal auf neuem Terrain. Derjenige, der schon mal den Namen Barcza-System vernommen hat, bitte melden und mir erklären. O. K., o. k.: Königsfianchetto ist wohl ein bekanntere Begrifflichkeit. Jedenfalls bewegen wir uns beide sehr vorsichtig in diesem Bereich. Ich würde mich freuen, wenn es ins slawische umschwenken würde, aber den Gefallen tut er mir nicht. Stattdessen stehen sich alsbald nach 8 Zügen beide Damen auf b6 und b3 gegenüber. Stellt sich Frage: ihm einen Doppelbauern verpassen, gegen diesen spielen und auf den eigenen a-Bauern permanent mind. ein Auge werfen oder nach seinem Lc1-e3 (Gardé! Dieser böser Bube!) mit Lf8-c5 dagegen halten und verzwickte Verwickelungen in Kauf nehmen. Bei den unwirklichen Bedingungen des Tages bin ich ein Feigling und tausche die Damen (hab‘ ja schließlich selber stets die These vertreten, dass Schwarz erstmal für Ausgleich sorgen sollte, bevor an einen Angriff zu denken ist J). In diesem Sinn also richtige Entscheidung. Auch nach 15 Zügen bewegen wir uns im absoluten Remisbereich: Seine halboffen a-Linie gegen seinen Doppelbauern auf der b-Linie. Mal sehen, wer die besseren Nerven hat.

Bei Thomas wird man sich wieder nach der Partie fragen: Wieso machen Thomas‘ Gegner solche „einfache“ Fehler, wieso machen das unsere Gegner nicht J?! Ein stinknormales Damenbauernspiel, bei dem sich beide in Ruhe gegenseitig mal die Herrschaft über e5, mal über e4 gönnen. Man tritt nicht feindselig auf, stellt keine Fallen, droht nicht mit hinterrücksen Sachen. So gehört sich das einfach J. O. K., f7-f6 passt nicht ganz ins schwarze System, aber vielleicht wollte Schwarz sichergehen, dass ihm kein Ungemach auf e5 droht, um dann selber mit c7-c5 ein wenig Aktivität zu ergreifen. Mittels Abtausch auf d4 wird dann die (nicht ganz hermetisch) geschlossene c-Linie geöffnet. Alles schiedlich friedlich. Da kann man zwischenzeitlich ein Nickerchen machen, da passiert nix.

Das absolute Glanzlicht an diesem Tage wird an Brett 4 bei Sergey zu Tage treten. Was alles so passieren kann beim Schachwettkampf. Harald Bittner – USV-Vorsitzender und Schiedsrichter – wollte es nicht glauben/wahrhaben, was sich da ereignet haben soll. Wir befinden uns im 6. Zug. Also keinerlei Zeitnot gegeben. Sergey kommt von der Toilette und fragt seinen Gegner, was er gezogen habe. Ob das Dd1-b3 sei? Weil eigentlich sei er doch nach Lf1-e2 am Zuge. Was sein Gegner verneint. Sergeys letzter Zug sei Lg4 gewesen und er habe nun Dd1-b3 gezogen. Dies wird von Sergey (leider nicht beim Schiedsrichter = Mannschaftsführer) aber nicht wirklich reklamiert und so nehmen die Dinge ihren Lauf.

Heiko kreiert in der Philidor-Verteidigung eine neue Variante – die Wippenvariante.  Wie eine Wippe präsentiert sich nach 7 Zügen seine Bauernstruktur e5, d6, c6, b5. Solch eine Wippvorrichtung kann einen schon mal aus dem Gleichgewicht bringen bzw. zu leicht schwindlichen Momenten in der Magengrube führen, evtl. sogar seinen Gegner, denn der weiß nicht so recht, was ihm da bevorsteht. Plan hat Weiß auch nicht wirklich, aber Weiß entwickelt sich halt einfach, geradlinig und schnell. Und nach des Weißen Tf1-e1 selber Lf8-e7 nebst 0-0 und Heiko hätte erstmal Ruhe gehabt. Stattdessen Ld7-e6 lässt Lb3xLe6 Sc7xLe6 und dann d3-d4 folgen. Das droht unschön zu werden, denn ein unrochierter schwarzer König in einer halboffenen Partie, dessen Zentrum droht, aufgesprengt zu werden, kann sich bald in einer äußerst ungemütlichen Lage befinden.

Erfreulich an diesem Tage war, dass Andreas, als er erfuhr/mitbekam, wie dünn die Personaldecke sich darstellt, zugesagt hat, uns auszuhelfen. Und das, obwohl er diese Spielzeit ein „Sabbatjahr“ einlegen wollte. An dieser Stelle nochmal meinen ausdrücklichen Dank dafür, lieber Andreas. Dass ein wenig die Routine verloren gegangen ist, ist zunächst nicht so tragisch, veranlassen doch solche ungewöhnlichen Manöver wie Sg8-f6-e4-g5 innerhalb der ersten 6 Züge den Gegner dazu, Zeit zu investieren. Dieser Zeitverbrauch sollte noch eine Rolle spielen. Jedenfalls führt Andreas‘ ungewohnte Eröffnungstaktik, unbedingt das Feld e4 zu kontrollieren und/oder zu besetzen (Schließlich hat ja mal der Mannschaftsführer erzählt, dass in den d4-Eröffnungen es um das Feld e4 geht. Wer dieses Feld kontrolliere, habe die Macht!) zu wollen, letztendlich leider dazu, dass der schwarze (Andreas‘) Bauer in den Andreasgraben stürzt, wird er doch (unverschämterdings) durch Sc3 und Dc2 angegriffen. Die Schutzmacht ist zu gering, und so stürzt er in die Abgründe der Schachwelt.

Siggi erwischt einen richtig guten Tag an diesem Tag. Wie ein Löwe spielt er die sizilianische Löwenthal-Variante. Er profitiert aber auch von einer in der Eröffnung fehlerhaft berechneten vermeintlichen Mattkombination. Siggi hat noch nicht rochiert, der Damenflügel ist noch im Dornröschenschlaf. Also ist d1 die weiße Achillesferse. Sf6xe4 offeriert also Weiß (= Siggi) das doppelte Schlagen auf e4 (sogar die Dame wird so früh schon angeboten, was Td8-d1 mit Matt zur Folge hätte). Doch Siggi ist an Brett 5 hellwach und kontert Dd4xSe4 mit Lc1-e3 und verfügt nach 14 Zügen über eine Mehrqualität.

Guggen wir mal bei Peter, ob die Linien noch geschlossen sind. Die Infanteriereihen Peters waren ja schon an zwei Stellen nicht mehr geschlossen. Hoffentlich sind aus den Rissen in der Mauer keine unhaltbaren Löcher geworden. Noch sieht es haltbar aus. Doch haben sich die beiden schwarzen Türme ausgerechnet den Schwächsten in Peters Stellung ausgeguggt. Bf3! Solche Hundlinge! Der Springer muss auf dem Damenflügel Schwerstarbeit verrichten und c4 schützen. Schwarz meint, mit Bf5 und Bg5 Weiß einschüchtern zu können. Und leider gelingt es (unnötigerweise). Weiß (Peter) öffnet mittels e4xf5 die f-Linie, versäumt es, mit seinem Monarchen seinem treuen Untertan durch Kg1-g2 treu zur Seite zu stehen und schon stirbt der erste Held. Dann noch ein Turm getauscht. dann ist es ein Leichtes. Die weißfeldrigen Bauern werden Opfer der unersättlichen schwarzen Übermacht und nicht viel später hat sich der letzte weiße Held, das ursprüngliche schändlich dahinvegetierende Pferd auf h3, bis zum letzten verausgabt. Aber ein Pferd gegen vier Bauern, die dieses mit ihren Heu- und Mistgabeln quer übers. Feld jagen, das ist unfair. Sowas macht man nicht! Oder doch? Nun ja, so steht es nach einer knappen Stunde 1:0.

Kommen wir zu Michael: Ich grüble: Bedingt die ungenaue Mitschrift die ungenaue Spielweise oder die ebenjene Mitschrift die Züge, zu denen er sich entscheidet. Egal, jedenfalls ist das Ergebnis nicht nur bei Michael so: Man kann an seiner Mitschrift seinen Gemütszustand ablesen. Je schlechter die Mitschrift, desto schlechter seine Stellung. Nachdem sich also Schwarz wie vorgenannt befreien und entwickeln konnte, verliert  Michael seine Linie. Ein schwarzer Bauer steht einfach auf b4 zum ernten bereit. Sollte getan werden, auch wenn dann der Trippelbauer auf der b-Linie nicht die schönste Erfindung wäre. Aber die schwarze Bauernstruktur auf dem Damenflügel wäre zerstört, man könnte auf der a-Linie (deren schwarzen Bauer nicht zu halten wäre - auf Dauer; huch das reimt sich. Und was sich reimt, ist gut!) agieren und in Ruhe abwarten, welche Anstrengungen Schwarz unternehmen müsste/würde, um entweder materiellen oder positionellen Ausgleich zu erlangen. Leider gehen dann die guten Züge verloren (auf dem Brett und in der Mitschrift) und es ereignen sich nur noch Unklarheiten auf Brett und Papier. Jedenfalls gewinnt Schwarz auf dem Damenflügel die Oberhand, der einst so sprungkräftige weiße Damenspringer wird irgendwie auf kannibalistische Art gefressen. Ebenso Bauern und irgendwie sieht das Schlussbild gar fürchterlich aus. Zwei schwarze Türme auf b2 und b3 (die müssen sich irgendwie auf und über den Damenflügel dahin geschlichen haben) der schwarze Springer auf f2 und die weißen Gegenspieler (zwei Türme und ein Läufer) verharren regungs- und wirkungslos auf der Grundreihe. Quasi also wie nach 15 Zügen. Da ist nix mehr zu retten für Michael; schon steht es 2:0.

Anscheinend hat auch mein Gegner sehr gute Nerven und kann abwarten. Da wird sich quasi belauert, Winkelzüge an den Tag gelegt nach dem Motto: lieber zwei Felder zurück als eines nach vorne. Bis zum 18. Zug haben sich insgesamt nur 3 Steine in die gegnerische Hälfte gewagt. Aktuell ist nur noch einer davon übrig und so thront ein Bauer (Revolution! Ein Bauer auf dem Thron!) als ganzer Stolz des Weißen auf c5. Dahinter gleich 3 weiße Bauern auf b4, c4 und d4 – sieht ganz schön mächtig aus! Aber nach d5xc4 beruhigt sich das schnell wieder. Doch dann traut sich Weiß tatsächlich, mir eine Falle zu stellen. Also Falle kann man das jetzt nicht nennen. Aber immerhin zerfetzt er seine damenflügliche Bauernstruktur, indem er mir seinen Bauern auf d6 zum Königsschmaus anbietet, um dann mittels hinterhältigen Le3-f4+ die Falle zuschnappen zu lassen. Ein läuferlicher Dolchstoß Lf4+-Kd6-Tb8 wäre die Folge gewesen. Trotz der - Schneegestöber begründeten - schlechten Sicht an diesem Tage erkenne und umskie ich die Lawine, um dann kurz darauf mich entscheiden zu dürfen, in ein Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern oder mit Springer gegen Läufer zu spielen. Lf5-e4 oder Sf6-e4. Letzteres wird wohl von Lg2xSe4 Lf5-e4, f2-f3, gefolgt von e2-e4-e5 beantwortet werden, sodass der weiße Bauer auf d6 zu einer echten Gefahr werden kann, sollte mein König mal von d7 verschwinden wollen. Also dann doch unter Bauchschmerzen im Anbetracht der Gesamtsituation erstmal die sichere Variante. Vielleicht ergibt es sich dann doch noch, die weiße etwas zerrupfte Bauernstruktur auszunutzen. Doch wenige Züge später ist klar zu erkennen: Er wird Bd6 nicht riskieren, notfalls für seinen Lf4 ein Rückzugsfeld eröffnen, sodass wir uns auf ein Remis einigen zum 2 ½: ½.

Huch! Aufwachen, Matthias und mal bei Thomas guggen, ob die beiden Kontrahenten auch schon in Tiefschlaf versunken sind. „Gähn! Streck! Räkel!“ Mal ein Auge auf Thomas‘ Partie werfen. Huch! Augen reib! Was ist denn da passiert? Kann man die Thomas’schen Gegner nicht für einen Zug aus den Augen lassen. Des gibt’s ja nicht. Zog der doch tatsächlich statt des sicheren, unspektakulären, langweiligen Dd8-e7 lieber e6-e5. Und es dauert nicht lange (da kann man kein Auge zumachen, das muss man sich ansehen!) und die d-Linie ist geleert. Tummelten sich ursprünglich auf der d-Linie 7 (!!!) Figuren unterschiedlicher Couleur (dass sie dieses Gewicht ausgehalten hat – Respekt! Aber Schwarz hielt es wohl nicht mehr aus!), sind es 3,5 Züge später nur noch drei. Und gleich noch weniger, ist doch der Springer auf d7 doppelt gefesselt. Sollte er sich wirklich von dannen machen wollen, wären schwarze Dame und Turm dem Schicksal und der Gnade der weißen Figuren ausgeliefert. Schnell noch dem schwarzen Monarchen ein Fluchtfeld durch g7-g5 auf g7 kreiert und dem weißen Königsläufer dadurch das Feld f4 genommen. Doch das ist der letzte Sargnagel: Auf d7 werden schwarze Springer und Läufer sowie auf der weißen Seite ein Turm und ein Läufer auf ewig verabschiedet. Doch da kommt noch eine Pointe: Lg3xe5+ und Angriff auf den Tb8. Da fällt mir ein: Gibt es ein Pendant zu „Gardé“ gegenüber einem Turm. Vielleicht sollte man sich einfach mal eine Bezeichnung ausdenken, sollte man mit einer minderbewerteten Figur eine höher Gestellte bedrohen. Das ist ja schließlich nicht sehr galant, wenn man sich als Turm/Kanone einem Botenjungen hingeben muss. Ich schlage für solch einen Fall vor, ab sofort den Begriff „Sauvé (Chateau)“  (= Bewacht den Turm!) bzw. „Messagé!“ (Läufer) oder „Chevalié“ (Ritter)zu verwenden. Jedenfalls ist das Ende vom Lied: Thomas hat solch einen Botenjungen mehr und so steht es 2 ½:1 ½.

Exposé: Ich finde es unfair, dass Thomas‘ Gegner immer solch leichte Fehler machen, sodass er immer ganz leicht gewinnen kann. Einfache Fehler ohne Not -.das müsste uns auch mal passieren. Moment: Fehler ohne Not machen wir doch auch und unsere Gegner profitieren davon. Sollten wir das mal abstellen, solche unmotivierten und unreflektierten Fehler. Dann hätten wir wohl schon ein paar Brettpünktchen mehr auf dem Konto…

Ihren Lauf nehmen die Dinge geschwind bei Sergeys Partie. Und das recht schnell. Sergey kommt sich die ganze Zeit so vor, als würde er seinem Gegner hinterher hecheln. Und das tut er auch, kommt aber stets einen Zug zu spät. Durch Dd1-b3 ist b7 unter weißer Kontrolle, was Sergey mit b7-b6 erwidert. Dadurch wird aber Sc6 ein Schwachpunkt, was mit Lf1-b5, Db3-c4 und nicht zuletzt und dem Lb5 gnadenlos ausgenutzt wird. Sergeys Figur ist verloren. Und wie das auch beim Fußball so ist: Mit 10 spielt es sich allermeist schlechter als mit 11:11. Das heißt in diesem Fall: 12 Steine gegen 10 Steine und dann geht es so wie (bei) Michael. Schlechte Stellung bedingt schlechte Mitschrift und eine Niederlage zum 3 ½:1 ½. Und der Witz der Partie ist?! Sergey hatte Recht. Weiß absolvierte seinen 6. Und 7. Zug, ohne dass Sergey seinen 6. Zug auf’s Brett zaubern konnte. Was lernen wir daraus? Vor dem Toilettengang genau die Stellung einprägen, eine saubere Notation sich angewöhnen und v. a. im Zweifelfall den Schiedsrichter einschalten!!!

Guggen wir mal nach, wie es Heikos König ergangen ist. Oha! Nicht nur d3-d4 sondern auch noch d4-d5 lassen die unrochierte Festung in ihren Grundmauern erzittern. D5xc6 (ein glatter – erster – Bauerngewinn) ist schon ein erster Sargnagel. In höchschder Not sollte baldmöglichst Lf8-e7 nebst 0-0 erfolgen und schon gar nicht versucht werden, den offenen Kampf zu suchen. Königliche Flucht ist die erste Bürgerpflicht! Doch d6-d5 e4xd5 legen die ganze Wucht des irgendwie nicht wirklich vorbereiteten aber dann doch zustande gekommenen Angriff (De1, Te2, Sf3, Bd5, Bc6) gegen Be5, Sb6, Sc7 und Dd8 frei. Immer noch stolz im königlichen Gemach e8 verharrend werden weitere schwere Figuren (Td1) in Position gebracht. Das kann nicht mehr lange gut gehen. Einspruch: Gut geht da schon lange nichts mehr, der Niedergang (des Hauses Mekl, nicht des Hauses Usher, wie Edgar Alan Poe geschrieben hat) kann nur noch verschoben, aber nicht mehr aufgehalten werden. Ein weißer Turm dringt auf d7 ein, was nach der Bauernmehrheit auch eine Qualitätsmehrheit nach sich zieht. Dann erlebt die Schlacht ihren Höhepunkt, Offiziere und Königinnen machen sich gegenseitig nieder, bis zum Schluss für Weiß bei nunmehr identischer Fußvolkquantität und –qualität ein Bote, sprich ein Läufer mehr den Krieg überlegt hat. Sollte es Heiko also noch gelingen, seine Bauern auf weiße Felder zu stellen und die 6. Reihe behaupten, wäre das ein langer schwerer Weg für Weiß. Doch kann der Läufer sich so auf c5 positionieren, dass er f2 und b6 überdeckt. Heiko kann also keinen Bauern wirksam bedrohen und auch nicht verhindern, dass der weiße Turm auf b6 gelangt und dort Heiko direkt befragt: „Turm oder Bauer!“ Nach dem Turmtausch kämpft Heiko noch vergeblich, um dann doch einzusehen, dass diesmal nix zu holen ist: 4 ½:1 ½.

Ob der Bauernverlust bei Andreas die Partie entschieden hat? Sehen wir mal nach. Irgendwie bekommt man das Gefühl, Andreas wägt ab: „Soll ich mich nach und nach zusammen schieben lassen oder werde ich aktiv und versuche, auf dem Königsflügel ihn vor Probleme zu stellen.“ G7-g5 ist die Folge dieser Überlegung – und das bei beidseits erfolgter kurzer 0-0. Einbruchsfelder für Weiß sind nicht ersichtlich. Ld7 hält (vorerst) alles zusammen auf dem dämlichen Flügel. Weiß verschiebt seine Schwerfiguren alle auf den Königsflügel, ein weißer Turm pendelt zw. h3 und g3 hin und her. Der weiße Läufer will Unruhe stiften, wird aber abgetauscht. Dann versucht der weiße Springer sein Glück – auf e4. Gardé! Springer nistet sich auf d6 ein. Nun ist Zeit und Platz für Dame und Turm von Weiß. Sie kommen näher, immer näher, niemand wird Schwarz retten. Es wäre so einfach: Sd6xe4 und nix geht mehr. Doch da war noch was. Sd6xe4 stellt ein Opfer dar. Und Opferberechnung ist stets aufwändig. Man rechnet lieber dreimal zu viel als einmal zu wenig. Doch das geht nicht. Hat doch Weiß nur noch wenige Minuten Zeit, drei Minuten in etwa. Für die ganze restliche Partie, denn die erste Zeitkontrolle ist schon geschafft. D. h. eine Stunde für den Rest. Also einigen sich die beiden in höchschder Zeitnot des Weißen auf Remis. Um dann im Nachgang festzustellen, dass sie wohl die Uhren anfangs verkehrt gestellt haben – Andreas‘ Uhr auf 4 Uhr und die des Weißen auf 5 Uhr. Und NIEMANDEM ist es aufgefallen, NIEMANDEM. Wir sind vielleicht Koryphäen  5:2.

Siggi müsste sich ja mittlerweile deutlich auf der Siegesstraße befinden. Viele Augenpaare verfolgen das Geschehen. Das scheint er nicht so zu mögen, aber da muss er durch. Sieht ja auch ganz ordentlich aus. Türme auf der halboffenen c- und der offenen d-Linie. Die Dame auf a4 hat sich auch ein schönes Plätzchen gesichert (nur nimmt ihr eigener Bauer auf b4 einige Möglichkeiten des Mitspielens auf dem Königsflügel), die Königsstellung ist geschlossen. Nur auf den schwarzen Ld5 muss geachtet werden, guggt der doch nach g2 und der schwarze Turm auf f6 möchte zu gerne nach g6. Dann droht nämlich mächtig Gefahr durch Dc7xh3 (mit Mattdrohungen oder gar schlimmeres). Man sieht Siggi richtig an, wie er grübelt und kämpft. Die zündende Idee ist nicht in Sicht. Was ist mit Le3-g5? Bedroht Tf6 und Le7. Also kann der denn getauscht werden. Kann ja nicht schlecht werden, bei Figurenmehrheit. Gesagt, getan. Le5-g5 Tf6-g6, Lg5xLe7 Dd7xh3. Ohje, aus der Traum. So eine so schön gespielte Partie mit einem Zug weggeworfen. Siggis König wird auf der 2. Reihe von rechts nach links und wieder zurück gejagt. Selbst der Turm kann sich nur noch schützend, aber nicht mehr rettend vor seinen König werfen. Dann gibt Siggi auf zum 6:2.

Mann, ist das ärgerlich. Trotz der nominell schwächeren Aufstellung wäre ein Punkt drin gewesen. Michael und Siggi konnten gewinnen, Sergey bei nachhaltigerem Blick auf’s Brett den Schiedsrichter einschalten. Gut, Peter fehlt einfach noch die Erfahrung, um gegen einen solch gewieften Gegner wie Thomas Heller das Endspiel ausgeglichen gestalten zu können. Aber Leute, aufwachen! Diese Saison wird echt ganz hart, wollen wir den Klassenerhalt schaffen. Der nächste Wettkampf in Gemünden ist mit entscheidend. Ich bin mir sicher, in Bestbesetzung können wir da endlich mal was holen. Ich gehe davon aus, dass jeder bereit ist, da mitzumachen und mitmacht! Die Gemündener werden auch versuchen, mit ihrer stärksten Aufstellung anzutreten, gehen sie doch wohl auch davon aus, dass wir direkte Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt sind. Also Leute. Wir brauchen jeden und von jedem eine bis zum letzten Zug konzentriert gespielte Partie.

Und ich möchte von jedem eine saubere und problemfrei nachspielbare Notation! Bekomme ich dies nicht von allen, werde ich keinen Bericht verfassen!

Mc Hofi

Zurück