Schach - Spieltag 2


Mit solch einem oder zumindest ähnlichen Kommentar hätte wohl ein Kölner den Ausgang unseres Wettkampfes gegen SV 1865 Würzburg IV versehen, denn was da zum Teil auf den Brettern zu sehen war, ist schon bemerkenswert. Die Schwankungsbreite des Mannschaftsergebnisses lag perspektivisch gesehen zwischen 2:6 bis 5:3, legt man jeweils den schlechtesten und besten Stand an den einzelnen Brettern zu Grunde. Da waren wirklich einige Dinger dabei, die nichts für schwache Nerven waren. Wirklich hart umkämpft, das Ganze. Aber letztendlich erreichten wir mit dem 4 ½ : 3 ½ genau jenes Ergebnis, das wir aus meiner Sicht mindestens gebraucht haben, um eine gesunde Ausgangsbasis für die kommende Wettkämpfe inne zu haben.
Auch die Spielzeiten von knapp 60 Minuten bis hin zu 5 Stunden zeigen die ganze Bandbreite, wie heiß es herging.
Hanns-Rainer ist der erste, der seinen Kaffee und Kuchen nach einer knappen Stunde in Ruhe genießen kann. Und wer ist schuld daran? Er selber ☺, kommt er doch als Weißspieler gegen die französischen Verteidigungskünste nicht wirklich voran. Der Aufbau seiner ersten 8 Züge ist solide, aber auch vorsichtig. A2-a3 ist kein Entwicklungszug im Franzosen, folgt nicht – falls möglich – b2-b4, um den Bauernvorstoß c7-c5 bzw. Gegenspiel des Schwarzen Auf dem Damenflügel zu unterbinden. So verliert er schon recht bald seinen wichtigen weißfeldrigen Läufer und die Hoffnung auf ein anderes Ergebnis als eine Niederlage ist mehr als gering. Doch nur wenige Züge später bietet sich, Dank des unpassenden schwarzen f7-f6, die Möglichkeit, die Partie in ein Dauerschach zu retten oder zumindest durch Ld2xh6, falls nicht g7xLh6 folgt, weiter Material zurück zu gewinnen. Und das nur, da Schwarz den weißen Feldern vor seinem König durch ebenjenes f7-f6 den Schutz entzieht. Stellt sich nur die Frage, ob es Hanns-Rainer erkennt. Leider erkennt er es nicht. Er zieht also Dc2-g6 (wieder der zweite vor dem ersten Zug!) und kann von Glück sagen, dass Schwarz zu Tf8-f7 (statt Dd7-e8) greift, was dann nach Hanns-Rainers jetzigem Ld2xh6 die Partie mit Remis beenden lässt. Zwar steht Schwarz einfach auf Grund des besseren Materials im Vorteil, aber die Fehlgriffgefahr ist bei Schwarz wohl größer als bei Weiß. Vielleicht, hätte, wenn und aber….sie einigen sich auf Remis. So haben wir durch Hanns- Rainer den ersten halben Punkt – ½ : ½.
Christian sieht sich einem Haudegen der alten Würzburg Schachwelt gegenüber. Mit Werner Brockhaus hatte ich es in meiner Jugend(!)-Zeit zu tun, als dieser noch in Versbach spielte. Ein vorsichtiger Spieler. Lieber schön in der symmetrischen Engländervariante einen ruhigen Aufbau wählen, kein Risiko eingehen. Und dann das! E2-e4 im vierten Zug führt zur Bauernstruktur c4, d3 und e4 bei Weiß, während Christians Bauernstruktur im Zentrum mit e6. d7 und c5 harmonischer aussieht. Da fällt mir doch wieder unser Schachwochenende ein, bei dem es genau um diese Thematik ging – Felder, die der Gegner nicht mehr mit seinen Bauern kontrollieren kann. War Christian da zugegen? War sein Gegner zugegen? Ich glaube, beide haben da geschwänzt. Denn sonst würde wohl Christian diesem unverschämten und dreisten Le3-f4 Gardé-Angriff nicht mit Le7-d6 sondern d7-d6 begegnen und Weiß müsste irgendwie um das Leben seines rückständigen Bd3 vermehrt kämpfen.
Ein wahres Spektakel soll die Partie an Brett 1 werden. Und das nicht erst mittendrin sondern von Anfang an! Caro-Kann gilt ja als bedächtig, vorsichtig, ruhig, unspektakulär usw. usw. Aber nicht, falls Weiß im 6. Zug mittels g2-g4 den Lf5 befragt, kurz darauf mit h2-h4 nachsetzt und nach 10 Zügen Weiß folgende Bauernstruktur aufweist: a2, b2, c2, d4, e5, f4, g4 und h4. Die Pendants waren nicht ganz so stürmisch und positionieren sich auf a7, b7, c5, d5, e6, f7, g7 und h6. Was sich dann auf Brett abspielen wird? „Mit offenem Visier“ kämpfen, trifft es nicht ganz, denn dafür müssten beide Kontrahenten zumindest ein Visier, also einen Schutzhelm tragen. Aber ich formuliere es mal so. Letztendlich würde das Bild zweier sich gegenüber stehender Ritter nicht ganz den Tatsachen entsprechen. Die beiden sind eher nur im Lendenschurz gegeneinander angetreten, kein Kettenhemd, vielleicht nicht ganz mit unbedecktem Oberkörper. Jeweils bestenfalls ein kleines Fitzelchen Stoff in Form eines Bauerns über dem Herzen (dem König) – das war’s. Als ich z. B. im 18. Zug Thomas‘ einen Blick auf sein Brett werfen kann, ahne ich es, was Thomas vorhat. Und falls er das schon 5 Züge im Vorab in einer der Schlüsselstellungen dieser Partie mehr als nur einkalkuliert hat, als er Sb4xc2 zieht, dann nötigt mir das Spielgeschehen auf Brett 1 noch mehr Respekt ab, als ich ihn eh schon habe. Das gilt übrigens für beide Spieler!
Herbert beginnt im Anzug mit Sizilianisch. „Hä? Der Herbert spielt doch immer Englisch?!“ „Ja, er hat ja auch Englisch eröffnet, aber durch die Zugabfolge entsteht ein spiegelverkehrtes sizilianisches Abbild. Ein Hoch auf die unbegrenzte phantastischen Eröffnungsnamen…..!“. Ruhig geht es zu bei den Beiden, sehr ruhig, einschläfernd ruhig. So ruhig, dass sie nicht mal merken, dass die Partie durch den 8. Zug des Schwarzen für Herbert schon gewonnen ist. Lc8-e6 ermöglicht Herbert d2-d4. Erzwungene Folge: E5xd4, c3xd4 und der schwarze Läufer von c5 verdünnisiert sich nach b6. Und dann d4-d5 mit Angriff auf Sc6 und Le6. So einfach kann’s gehen. Aber da die Beiden wohl etwas von einer Schlaftablette jeweils in ihren Kaffee getan haben, und man in dieser sizilianischen Anzugspartie pro Spieler nur einen Bauern einen Doppelschritt machen lässt, wird diese Möglichkeit außer Acht gelassen. Und so kommt, was kommen muss: Schwarz kann sich konsolidieren und sogar auf dem Königsflügel zum Angriff übergehen.
Sebastian probiert es diesmal mit der Philidor-Verteidigung. Sehr solide, sich nicht hetzend lassend, schon im 6. Zug 0-0-0, wohl mit dem Hintergedanken, mittels f7-f5 auf dem Königsflügel ein bisschen für Unruhe zu sorgen. Plan geht voll auf. Und ganz in Sergey’scher Manier hat der Lengfelder Spieler auf einmal an Offizieren zwei Springer und der Gegner zwei Läufer. „He, Sebastian, jeder hat bei uns seinen eigenen Spielstil. Da ist das Abguggen beim Spieler nur eingeschränkt erlaubt und empfehlenswert! ☺“.
Sergey darf sich zur Abwechslung mit der französischen Verteidigung auseinandersetzen. Und tut das natürlich auf gewohnte Art und Weise. Nach 10 Zügen hat sein Gegner das Läufer- und Sergey das Springerpaar. Und nachdem es Sergey gelingt, folgende Bauernstrukturen a3, b4, c5, d4, e5, f2, g2 und h2 für sich und a6, c6, c7, d5, e6, f5, g7 und h7 für Schwarz auf’s Brett zu zaubern, sollten doch seine Gäule den Läufern überlegen sein. Mindestens im Endspiel.
Meine Partie soll auch nicht ohne werden. Natürlich geht’s wienerisch zu. Und als Schwarzer spielt er offensiver als seinerzeit im letzten Wettkampf gegen mich, als er Weiß hatte. Zwar bekomme ich – nach meiner 0-0 - einen Isolani auf f3, entscheide mich auch noch, auf d5 und d4 einen Doppelbauern zu installieren, bekomme dafür aber deutlichen Entwicklungsvorsprung. Auch wirken meine Figuren ins Zentrum, und da der gegnerische König nicht ohne weiteres rochieren wird können, fühle ich mich wohl. Nur, dass ich zeitmäßig nicht wirklich einen Vorsprung herausdenken kann, macht mich irgendwann bisl kirre. Das bin ich nicht gewohnt…
Michael spielt gegen den Haudegen Wolfgang Czirnich. Wahrlich ein Haudegen von altem Schrot und Korn. Ich kenn ihn auch seit 30 Jahren – ein zäher Kämpfer. Michael wird aufpassen müssen in seiner slawischen Verteidigung. Und er passt gut auf, nur mit dem Schreiben. Tztztztztz, Wer hat den Richtern und Lehrern das Schreiben verlernt? Nach dem 12. Zug wird’s duster, was das Thema angeht. Sollte mal wirklich ein anderer (Schieds-) Richter Michaels Notation für’s Nachspielen einer Partie benötigen – er würde sich seinen Kollegen „zur Brust nehmen“ ☺. Jedenfalls kapituliert der Vor-Ort-Reporter und rekapituliert aus seinem Gehirn. Und das flüstert ihm ein, dass er zwar stets beengt aber nicht wirklich bedroht steht.
Bei Christian haben die sich nicht wirklich wogenden Wellen noch mehr geglättet. Nach einer gefühlten Ewigkeit kommt Christian dazu, d7-d5 zu spielen und seinen Gegner Fragen damit an die Stirn zu werfen. Aber keine Reaktion, äußerlich gesehen zumindest. Wahrlich ein Schlagmarathon entwickelt sich auf dem umkämpften d5.
Bauern und Springer verschwinden vom Brett. Und das Ergebnis: 6mal nimmt man sich gegenseitig ohne Pause zur Brust, bis quasi jeweils die halber Armada nach einer Wettkampfpause hechelt. Zwar hat Christian einfach auf Grund seiner besseren Bauerninselstruktur positionellen Vorteil und kann Druck auf den „lonely Cowboy“ Bd3 ausüben, doch auf Grund seines nicht optimalen Gesundheitszustandes (Tja, Papa sein schlaucht ganz schön…☺) ist das ab- und ausgesprochene Remisangebot in Ordnung – 1 : 1.
Ob sich Thomas in dieses dann sich darbietende Abenteuer gestürzt hätte, hätte Weiß in jenem Moment (13. Zug) statt a2-a3 das laut Fritz korrekte Se2-f4 gezogen? Man weiß es nicht. Jedenfalls wäre Thomas wohl, bei bestem weißem Spiel, in arge Bedrängnis gekommen. Aber wir haben ja alle noch Luft nach oben, was unsere Schachkünste angeht. Und so sprengt Thomas nach jenem a2-a3 hinein ins weiße Vergnügen. Sb4xc2. Was folgt, ist ein wildes Durcheinander. Die schwarzen Damenbauern werden der gierenden weißen Dame zum Fraße dargeboten, während das schwarze f-Bäuerlein sich – im wahrsten Sinn des Wortes - durchschlägt bis auf e3 und dort den gegnerischen schwarzfeldrigen Läufer eliminiert. Wichtiger als der gegessene Läufer ist aber die Tatsache, dass dieser Bauer dort steht und darüber wacht, dass dem weißen Monarchen sein liebstes Fluchtfeld d2 genommen wird. Laut steht der Bauer da und ruft ihm ihn entgegen: „Bis hierhin und nicht ein Feld weiter!“. Weiß holt zum Gegenschlag aus.

Sein Damenross hüpft freudestrahlend nach c7 mit Schachgebot. Da verbietet sich die schwarze Damenhingabe noch. Aber einige Züge geht das zum Glück. „Zum Glück?“ wird der erstaunte Leser fragen. „Ja, zum Glück!“. Denn wäre Weiß auf die Idee gekommen, mittels Se2-f4 einen teuflischen Zwischenzug auf’s Brett zu zaubern, hätte er nicht nur einmal sondern zweimal mit einem Springer auf e6 nacheinander Schach bieten können. Das sonstige Liedende: Turm und Läufer gegen Dame aus Thomas‘ Sicht.
Aber zum Glück unterlässt Weiß das und bietet sofort Schach. So kann Thomas über den rechten Moment seines Damenopfers brüten, gründlich brüten. Und er kommt zum Ergebnis, dass es der 21. Zug sein soll, der den Tod seiner Königin einleiten wird. Lf8xa3, Sc7-e6+, Kf8-e7, Se6xDd8. Aber das kostet Zeit, die weiße Uhr tickt und tickt und tickt (elektronisch natürlich ☺). Weiß steht auf Gewinn; Sf4xLd3 wäre der Zug, der Weiß trotz der beiden dann verbundenen schwarzen Freibauern auf d3 und e3, den Sieg in einem Endspiel erreichen ließe. Aber diese vermaledeite Zeitnot! Statt Sf4xLd3 zieht Weiß Lg2-d5 und lässt Thomas zwei Wege zum Gewinn offen: Tb3-a3 oder das erfolgte Lb2xd4 mit Gardé und Mattdrohung. 4 Züge später gibt Weiß diese Wahnsinnspartie (Chapeau!) auf. Einen Verlierer hat sie nicht verdient, aber ich bin trotzdem froh, dass wir nun führen – 2:1.
Herbert gerät nach anfänglichem Vorteil stark unter Druck. Der Druck provoziert Herberts entscheidenden Fehler: Sf6-g4 motiviert Herbert unnötigerweise zu Tf1-h1. Sf6- g4+ zwingt Herbert zu Kh2-g1. Und nun der Paukenschlag Sg4xf2, Kg1xSf2 und dann wird aus dem kleinen schwarzen f-Bauern eine Ein-Mann-Bauernlawine.
Unaufhaltsam und unnachgiebig walzt und wälzt er sich durch die gesprengten weißen Verteidigungslinien, bis Schwarz über eine Mehrfigur verfügt und den Sieg nach Hause trägt. „He, Matthias, ich habe gewonnen!“ ruft mir Herbert zu, als ich aus diesem Alptraum erwache. Stimmt ja, der Gaul ist nicht auf f2 wie eine Bombe eingeschlagen, sondern nur auf e3 wie ein Bömbchen. Aber das reichte eigentlich auch schon. Auch in der gespielten Abfolge sieht es für Herbert nicht gut aus. Zum Glück unterlässt Schwarz (das Remisangebot Herberts zu Recht ausschlagend) auch hier einen vernichtenden Zug. Aber vielleicht bringt ihn das Remisangebot bisl aus dem Tritt.
Denn statt Dh4-g3, das wäre der richtige erste Zug gewesen, tauscht/opfert Schwarz erst Qualitätsfiguren, um dann andere Figuren nachzuziehen. Das verschafft Herbert die Möglichkeit, die gegnerischen Dämonen zu vertreiben. Letztendlich bleibt ihm sogar ein ganzer Turm mehr. Diesen Vorteil fährt er dann, ohne Risiken einzugehen, nach Hause. Das häd jrad nochmal jutgegange…. zum 3:1.
Trotz seines Läuferpaares kann Sebastians Gegner nicht wesentlich Raum für sich erobern. Zu stark behindern Sebastians Bauern auf d4, e4 und f5 seine Beweglichkeit. Nur dass Sebastians Schwerfiguren allesamt auf der 6. Reihe verharren, sieht nicht so stimmig aus. Sebastian findet nicht so den rechten Weg, wie da weiter zu verfahren ist. Sein an für sich harmonisches Figurenspiel geht immer mehr verloren, Weiß kann sich befreien und Gegenspiel erlangen. Unnötigerweise vergaloppiert sich Sebastians Springer Nr. 1 auf d3, wird getauscht und auf einmal wird ein schöner schwarzer Bauer ganz undamenhaft einfach von dieser verschlungen. Aber steckt bei Sebastian vielleicht doch eine Idee/ein Plan dahinter?! Der weiße König, nun ja, verfügt über nicht ganz so viele Verteidigungskräfte mehr, die schwarze Dame knabbert schon an dessen Flügel, der Springer auf d5 ist bereit, ihm in jede Ecke des Brettes hüpfend zu folgen und der Turm steht auf der 6. Reihe auf einmal bombastisch schwenkbereit da. Die Falle ist gelegt, hinein dappen muss Weiß nur noch. Die Falle besteht in dem natürlichen Th1-e1; Verdoppelung der schwersten noch vorhandenen weißen Figuren, Beherrschung der e- Linie gepaart mit Mattdrohung. Weiß greift zu seiner Figur, hebt sie und setzt sie – auf e1. „Uff! Schwein gehabt!“ Nicht De2-e5 mit furchtbaren Drohungen gen h8 und c7.
Die wären nicht mehr kompensierbar gewesen. Also rasch die Bombe platzen lassen: Sd5-c3+. B2xSc3 Tg6-b6+ bittet die weiße Dame, die sich auf b2 (üb-)ergeben muss auf, zum Tanz. Der Tanz, äh das Spiel, geht noch einige Züge weiter. Sebastian mit Dame und 5 Bauern gegen Turm, Läufer und 6 Bauern. V. a. die Tatsache, dass Sebastians Bauernstruktur etwas gerupft ist, spricht für das Remis zum 3 ½ . 1 ½.
Sergey geht an diesem Tag kein großes Risiko ein, sein Gegner allerdings auch nicht. Kein Wunder, er bekommt ja auch keinen Raum dafür geschenkt. Selbst die a-Linie ist Sergeys. Dann werden auch noch Turm und Dame getauscht, das absolute Remis. 14 Bauern auf dem Brett, von denen sich keiner gegenseitig schlagen kann, Springerpaar gegen Läuferpaar – das totale Remis, vor, während und nach der Zeitnot! Nach der Zeitnot? Irrtum, klarer Fall von „Denkste!“. Einmal wagt sich ein Sergey’scher Springer ins gegnerische Land und tappt dabei voll auf eine Mine. A5 ist das Minenfeld. Der Minenleger Ld8 schlägt auf a5 zu, b4xLa5 und Ka6xa5 ist quasi das Ende der Partie. Statt 4 : 2 steht es nun 3 ½ : 2 ½.
Ich bin irgendwann am Ziel meiner Träume. Schwarz konnte nicht rochieren, die Türme sind noch im Stall, meine Läufer wirken auf d5 und c1 in alle Richtungen. Das muss doch gewonnen sein. Aber wie hat mal ein schlauer Mensch gesagt? Richtig! „Am schwersten sind die gewonnenen Spiele zu gewinnen. Und das v. a. auch noch, wenn die Zugreihenfolge entscheidend ist.“ Erst die Dame nach c4, dann kann Ta8-e8 nicht unangenehm werden. Und dann den Springer nach f7, um auf Qualitätsbeute zu gehen.
Ganz einfach prinzipiell, nur sehen und ziehen muss man es. Ich gestehe, ich finde die nötige Ruhe nicht, lasse mich vielleicht auch von Thomas‘ Partie ablenken. Und schwupps ziehe ich Sg5-f7, muss aber nach Ta8-e8 mit meiner Dame von meiner Lieblingsdiagonale verschwinden. Das Geschehen konzentriert sich auf d6. Springer, Läufer, Damen und der schwarze König versammeln sich um dies eine tapfere Bäuerlein, das noch spielentscheidenden Einfluss nehmen soll. Eigentlich gehe ich davon aus, dass uns ein Remis zum 4 ½ reichen würde, da ich Sergeys Partie als ebensolches einkalkuliere. Umso größer dann der Knalleffekt, dass Sergeys Partie für uns verloren gegangen ist. Der rechte Gewinnweg ist mir noch nicht ersichtlich. Auch die Zeitproblematik wird massiver. Die Gefahr, dass mein Springer (ein-)gefangen wird, sehe ich fast zu spät. Zwei Bauern und ein aktives Spiel sind der Gegenwert für meinen Springer. Und die Erkenntnis, dass mein Gegner mit der plötzlich für ihn vorteilhaften Situation nicht umgehen kann. Anstatt die Figuren abzutauschen, den Druck auf der h-Linie durch seine dort bereits positionierten Turm und Dame aufrecht zu halten, und dann ohne große Not in ein wohl für ihn vorteilhaftes Endspiel abzuwickeln, gibt er mir durch Ld7-e6 die Chance zu d4-d5. Und damit die Möglichkeit, vielleicht doch noch auf dem Damenflügel Aktivität zu erlangen. Also Dd2-f2, was ihn zu Sc8-b6 bewegt. Dieser Springer bedroht nun im Zusammenspiel mit seinem Läufer meine Bauern a4 und d5 sowie meinen Läufer auf c4. Mist! Aber durch Sc8-b6 ist nun d6 geschwächt. Df2-c5+(!) ist die Bombe, denn durch den Läufer auf g3 kann der Bauer d6 die Dame nicht schlagen – eine wahrlich wunderprächtige Kreuzfesselung. Und der Schlüssel zum Sieg, der 5 Züge später unter Dach und Fach ist. Auch sein Damenopfer würde ihn nicht mehr lange retten. 4 ½ : 2 ½.
Erst als der Reporter nach Beendigung seiner eigenen Partie sich der letzten Partie des Tages zuwenden kann, erkennt er, dass sich Michaels Situation drastisch verschlechtert hat. Auf der e- und der f-Linie tummeln sich so zwei weiße kleine Riesen, Freibauern genannt – ekliges Wort, v. a. wenn die gegnerischen Freibauern stärker, weil schneller, sind als die eigenen am Damenflügel. Außerdem werden die weißen Bauern auch noch effektiver und effizienter unterstützt als die schwarzen. Da werden noch Tricks und noch mehr Tricks von Michael probiert. Aber selbst Zwischen- und Racheschachs nützen nichts mehr. Irgendwann ist es soweit; nach gut 5 Stunden reicht Michael seinem Gegner die Hand und gratuliert ihm zu dessen Sieg und seiner Niederlage zum 4 ½ : 3 ½.
Ich hoffe sehr, dass es uns im nächsten Wettkampf erspart bleibt, bis zum letzten Zug quasi kämpfen zu müssen, um den Mannschaftssieg zu erreichen. Ich würde mich freuen, könnten wir in derselben starken Aufstellung an den Start gehen. Super fand ich auch, dass wir diszipliniert waren, und kein Remis ohne Rücksprache angenommen oder abgegeben haben. Sollten wir gegen Prichsenstadt gewinnen (auch das wird ein schweres Stück, haben die Prichsenstädter im Vergleich zum Vorjahr doch v. a. an den vorderen Brettern stark aufgerüstet), und das sollten wir auch (!), sind wir zumindest mit dem Thema Klassenerhalt durch. Also ran an den Gegner.

Wie heißt es doch im Herr der Ringe so schön:

„Mut! Mut für unsere Freunde!“ Mc Hofi

 

Kreisliga 2016/2017, 02. Spieltag – 20. November 2016


TSV Lengfeld/Schernau (1522) 4,5 - 3,5 SV Würzburg 1865 IV (1439)

Thomas Rundé (2005) 1 - 0 Matthias Schmölzing (1580)
Matthias Hofmann (1773) 1 - 0 Martin Cebulla (1511)
Michael Eyring (1558) 0 - 1 Wolfgang Czirnich (1534)
Herbert Pröstler (1508) 1 - 0 Berthold Kremmler (1644)
Sebastian Kraft (1429) ½ - ½ Leonhard Schweizer (1505)
Sergey Melnikov (1343) 0 - 1 Werner Lang (1473)
Christian Göpfert (1306) ½ - ½ Werner Brockhaus (1316)
Hanns-Rainer Hirsch (1257) ½ - ½ Thomas Dusel (949)


Spvgg Stetten III (1422) 5 - 3 SV Germania Erlenbach (1530)

Sascha Steiner (1819) 1 - 0 Jürgen Liebler (1736)
Thomas Kunert (1681) 0 - 1 Thomas Hettinger (1666)
Ulrich Wohlfart (1532) ½ - ½ Erich Gloß
Jule Binner (1393) ½ - ½ Gerhard Pfister (1472)
Adrian Stange (1483) 1 - 0 Stefan Liebler (1489)
Hermann Heßdörfer (1459) 0 - 1 Sven Reitmeier
Luca Steiner (1237) 1 - 0 Gerhard Ronge, Dr. (1279)
Kai Öhring (770) 1 - 0 Franz Hettinger


SC Prichsenstadt II (1444) 2 - 6 SG Burggrumbach/Bergtheim (1598)

Werner Klüber (1747) ½ - ½ Rudolf Lang (1755)
Annette Burzler (1623) 0 - 1 Samvel Hovhannisyan
Prof. Dr. Otto Mutzbauer (1618) ½ - ½ Willi Meister (1702)
Andreas Szymanski (1531) ½ - ½ Matthias Ziegler (1661)
Uwe Prühl (1023) 0 - 1 Roland Engelstätter (1646)
Michael Köhler (1123) ½ - ½ Dietmar Bördlein (1616)
Philipp Eckoff 0 - 1 Thomas Heller (1561)
Johannes Reuß 0 - 1 Wilfried Guhr (1243)


SF Burgsinn (1494) 1,5 - 6,5 TSV Rottendorf III (1532)

Frank Schilling (1765) 1 - 0 Konrad Wilm (1633)
Harald Jäger (1724) 0 - 1 Jürgen Hofmann (1588)
Werner Kistner (1678) 0 - 1 Christoph Bardorz (1607)
Richard Wenzel (1495) 0 - 1 Rudolf Engel (1525)
Manfred Krämer (1482) 0 - 1 Jana Bardorz (1529)
Richard Schelbert (1296) ½ - ½ Manfred Ursprung (1500)
Alf-Bodo Graf (1279) 0 - 1 Ruben Schulze (1238)
0 - 1 Mohamed Dweidari

 

SC Unterdürrbach (1582) 6,5 - 1,5 ESV Gemünden (1619)

Gerhard Münch (1827) 1 - 0 Thomas Bellay (1913)
Evgeni Azrilian (1765) 1 - 0 Stefan Hausner (1749)
Ludwig Ecker (1832) 1 - 0 Rainer Glück (1609)
Michael Gorg (1602) 0 - 1 Manfred Seubert (1517)
Helmut Reincke (1560) 1 - 0 Herbert Ruppert (1606)
Helmut Ecker (1526) ½ - ½ Alexander Böck (1319)
Dieter Metzger (1446) 1 - 0 Fabian Schumm
Gregor Blum (1096) 1 - 0


1. SG Burggrumbach/Bergtheim 13,0 : 3,0 4 : 0
2. SC Unterdürrbach 12,5 : 3,5 4 : 0
3. TSV Rottendorf III 11,5 : 4,5 4 : 0
4. Spvgg Stetten III 9,0 : 7,0 3 : 1
4. TSV Lengfeld 1876/SF Tarrasch Schernau 5,5 : 10,5 2 : 2
4. SV Würzburg 1865 IV 7,5 : 8,5 1 : 3
4. ESV Gemünden 5,5 : 10,5 1 : 3
8. SF Burgsinn 5,5 : 10,5 1 : 3
9. SV Germania Erlenbach 5,0 : 11,0 0 : 4
10. SC Prichsenstadt II 5,0 : 11,0 0 : 4


3. Runde am 04.12.2016 um 14 Uhr 00, Treffpunkt: 13 Uhr 30

Mannschaft - Mannschaft
1 TSV Lengfeld 1876/SF Tarrasch Schernau - SC Prichsenstadt II
2 SV Würzburg 1865 IV - SV Germania Erlenbach
3 ESV Gemünden - Spvgg Stetten III
4 TSV Rottendorf III - SC Unterdürrbach
5 SG Burggrumbach/Bergtheim - SF Burgsinn

Brett 1: Rundé, Thomas ?
Brett 2: Hofmann, Matthias
Brett 3: Eyring, Michael
Brett 4: Pröstler, Herbert
Brett 5: Kraft, Sebastian
Brett 6: Melnikov, Sergey
Brett 7: Göpfert, Christian
Brett 8: Hirsch, Hanns-Rainer
Brett 9: Kurzack, Andreas

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